Vierschanzentournee

 

Live-Bericht aus Garmisch-Partenkirchen

Garmisch-Partenkirchen präsentierte sich zum 50jährigen Jubiläum der Vierschanzentournee in seinem schönsten Gewand - eine herrlich verschneite Winterlandschaft bei strahlendem Sonnenschein (und allerdings klirrender Kälte) pünktlich zum Neujahrstag 2002.

Während es am Morgen des Qualifikationsspringen am 31.12.2001 noch heftig schneite, wurde das Wetter gegen Mittag immer besser, so dass die Springer um 13.45 Uhr, als das Qualifikationsspringen startete, fast ideale Bedingungen hatten. Es war auch nicht zu kalt, Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt waren für die Zuschauer, die übrigens bereits für dieses "Trainingsspringen" satte 15,00 DM Eintritt bezahlen durften, erträglich. Das Qualifikationsspringen gewann der Österreicher Andreas Widhölzl, Sven Hannawald verzichtete, wie schon in Oberstdorf, auf einen Sprung. Im Gegensatz zum Vorjahr sprang der zweite deutsche Weltklasse-Springer Martin Schmitt dieses Mal, allerdings für seine Verhältnisse eher enttäuschend, auch wenn sein Hauptsponsor (Fernsehsender mit drei Buchstaben!) die für Martin Schmitt eher durchschnittlichen Sprünge in dieser Tournee schönzureden versuchte.

Wie schon in den vergangenen Jahren, war am Neujahrstag dann quasi der "Bär" los - Garmisch-Partenkirchen war total überfüllt. Um im Skistadion einen guten Platz - die besten Plätze gibt es nun mal auf der Stehtribüne - West, zu bekommen, war es ratsam, bereits um 11.00 Uhr im Stadion zu sein. Vor jedem, der sich das zumutete, konnte man wirklich den Hut ziehen - verständlich bei 11 Grad Celsius gegen 9.30 Uhr und 7 Grad Celsius gegen 12.00 Uhr (Minusgrade!!).

Das Springen hielt, was man sich davon versprochen hatte. Dadurch dass Sven Hannawald die Qualifikation ausließ, musste er sich mit dem wiedererstarkten Österreicher Andi Widhölzl im direkten Duell messen. Andi Widhölzl sprang im ersten Durchgang knapp weiter als der Deutsche. Sven Hannawald kam jedoch problemlos über die "Lucky Looser-Wertung" weiter, belegte allerdings mit nur einem halben Punkt Rückstand bereits nach Durchgang 1 Platz 2. Im zweiten Durchgang gelang es Sven Hannawald dann, das Ergebnis umzudrehen und nach Oberstdorf auch das Springen von Garmisch-Partenkirchen zu gewinnen. Zweiter wurde Andi Widhölzl, noch vor dem Überflieger des letzten Jahres Adam Malysz aus Polen. Was machte Martin Schmitt? Im ersten Durchgang erneut nur ein Durchschnittssprung, welcher der Reporter des oben besagten Fernsesenders erneut zu einem Klassesprung "hochjubelte". Im zweiten Durchgang konnte Martin Schmitt immerhin noch auf Platz 8 vorspringen - für seine Verhältnisse und seine Qualität dennoch eindeutig zu wenig.

Stefan Hocke, Shootingstar dieser Saison, kam auf Platz 11 - eine gute Platzierung, wenn man bedenkt, dass er einen Tag zuvor beim Qualifikationssprung seinen Sprung völlig verpatzte.

Positiv fiel erneut auf, welch großartige Arbeit der Veranstalter SC Partenkirchen geleistet hatte. Die Veranstaltung war bestens organisiert, alles konnte reibungslos durchgeführt werden.

Negativ bleibt nach wie vor anzumerken, dass hier eine wirklich tolle Sportart von einem gewissen Fernsehsender zu einer Showveranstaltung umgewandelt werden soll. Absolut störend nach wie vor die Pausen während des Springens, die einzig und allein den Zweck haben, dass der Fernsehsender seine Werbung "abspulen" kann. Für die Springer ein großer Nachteil, denn aufgrund der ändernden Bedingungen sollte man eigentlich ein Springen zügig durchführen. Absolut störend auch vor dem Stadion, dass anscheinend im Gegensatz zum Vorjahr nur noch die Sponsoren der Tournee ihre "Souvenirs" feilbieten durften. Zum einen Martin Schmitt - Souvenirs (Hauptsponsor siehe oben) - zum anderen die allen bekannte Schokoladenfirma - entsprechend gab es aus unserer Sicht außer überteuerten Kitsch für die wahren Sportfans nicht viel zu holen. Oder doch? Wenigstens dem Veranstalter SC Partenkirchen war es vergönnt, an einem Stand ebenfalls einige Souvenirs, welche eine ganz andere Qualität hatten, feilzubieten: Dort konnte man eine Nadel des SC Partenkirchen zum Springen 2002 sowie eine Nadel zum 50jährigen Jubiläum der Tournee bekommen. Ebenso erhältlich war dort eine Videokassette und ein Buch, ebenfalls zum 50jährigen Jubiläum dieses Großereignisses.

Das Buch können wir jedem Skisprungfan nur wärmstens empfehlen: Es hat einen umfangreichen Statistik-Teil sowie Beschreibungen der einzelnen Tourneen sowie Portraits der Tournee-Sieger. Es ist erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag wero-press, Schwabenmatten 3, 79292 Pfaffenweiler.

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