Vierschanzentournee

 

Vermarktung der Tournee - kritisch betrachtet

Vor allem durch die Übernahme der Fernsehrechte eines privaten Fernsehsenders vor fast genau einem Jahr ist die Vierschanzentournee, was die wirtschaftliche Seite betrifft, in eine neue Dimension vorgeprescht. Hiervon profitieren auf den ersten Blick zunächst einmal alle, die Skispringer, der Veranstalter, der DSV, die FIS, aber in erster Linie natürlich die Vermarkter selber. Profitieren hiervon wirklich alle?

Diese zugegebenermaßen etwas provokante Frage ist mit einem klaren "Nein" zu beantworten. Sofern die Skispringer wie Martin Schmitt und Sven Hannawald davon finanziell profitieren, ist dies allemal in Ordnung, denn beide Athleten bringen seit Jahren Topleistungen und riskieren bei Wind und Wetter sicherlich ihre Gesundheit. Wer Topleistungen bringt, soll auch Topgehälter beziehen, dies ist aus unserer Sicht vollkommen in Ordnung. Was nicht in Ordnung ist, ist die damit verbundene Vereinnahmung der Skispringer. Gerade die privaten Fernsehsender haben es sich anscheinend zum Ziel gemacht, Ideale oder Stars für die Allgemeinheit zu schaffen. Dies machen sie zum einen beispielsweise damit, dass sie Leute wie du und ich für einige Wochen in einen Container sperren, Wochen lang mit der Kamera beobachten und dann zu sogenannten "Stars aus dem Nichts" hochpuschen. Was uns bedenklich stimmt, ist, dass solcher Nonsens in unserer Gesellschaft anscheinend auch noch ankommt.

Wir haben diesen Vergleich gewählt, da ähnliches auch mit der Sportart "Skispringen" passiert. Die Skispringer haben schon immer eine gewisse Volksnähe gezeigt. Nun haben es gewisse Medien doch tatsächlich geschafft, Spitzenspringer wie Sven Hannawald und Martin Schmitt zu "Bravostars" (Zitat Oliver Kahn in bezug auf Mehmet Scholl) hochzupuschen. Konsequenz: Schmitt und Hannawald, zwei mutige und ebenso sympathische Naturburschen, können sich nicht mehr frei bewegen, geschweige denn sich auf ihren Sport, den sie so lieben, konzentrieren. Dies ist eine leider äußerst unliebsame Nebenerscheinung für die beiden sympathischen deutschen Skispringer. Diese wurden quasi "verkauft", ohne es verhindern zu können bzw. mitbestimmen zu können, ob sie dies überhaupt wollen. Der Tag ist sicherlich nicht mehr weit, an dem sich Schmitt und Hannawald nur noch mit Bodyguards fortbewegen können, um sich allzu aufdringliche Fans vom Leibe zu halten. Wie genervt Martin Schmitt von dieser ganzen Entwicklung zeitweise ist, ist augenscheinlich. Nur ändern kann er daran leider nichts mehr.

Wenn der Veranstalter des Neujahrskispringen, der SC Partenkirchen, von dieser Entwicklung profitiert, ist dies ebenfalls in Ordnung. Aber leider bekommt, wie so oft im Leben, derjenige, der die Arbeit macht, am wenigsten vom großen Kuchen ab. Es profitiert in erster Linie der Fernsehsender, dessen Namen hier bewusst nicht genannt werden soll, sowie die Autofirma und Schokoladenfirma, die Hauptsponsoren der Tournee.

Wenn man sieht, dass für eine gewöhliche Schildkappe mit gedrucktem Autogramm von Martin Schmitt 30,00 DM verlangt und dies auch noch massenweise bezahlt wird, dann wurde der Boden der Realität längst verlassen. Hier wurde bewusst Hysterie erzeugt, die bewirkt, dass für "Souvenirs" (??) jeder Art mit einem Marktwert von nicht mehr als 5,-- DM anscheinend jeder Preis bezahlt wird.

Leider sind durch diese Entwicklung nicht nur die Skispringer, sondern auch die wahren Sportfans die Leidtragenden. Wer sich als Sportinteressierter die Tournee am Fernseher anschauen möchte, wird bereits miterlebt haben, dass es nun sogar während des Springens mehr als störende Werbepausen gibt. Auch dies ist ein Preis des Rubels. Leider sollen vor Ort die Zuschauer auch noch verdummt werden, denn die Werbepausen am Fernseher werden im Skistadion wie folgt verkündet: Die Spur muss für die letzten 10 Springer des Finaldurchganges wieder neu gerichtet werden, damit alle dieselben Bedingungen haben oder es wird etwas gewartet, bis wieder günstigere Windbedingungen herrschen.

Nein!!! Der wahre Grund ist, dass der Wettbewerb wegen den Werbepausen (zwei Pausen im Finaldurchgang nach jeweils 10 Springern!!) des Privatsenders unterbrochen wird. Traurig für den Sportfan, aber wahr!!

Hier hat sich eine attraktive Sportart verkauft und muss nun die Konsequenzen tragen, die noch lange nicht in vollem Ausmaß zu Tage getreten sind. Leider!!

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