Chronik des Ringens

Ringen

Chronik des Ringens (Teil 4 – 1 n.Chr – 1799 n.Chr.)

180 n. Chr. Nach dem Tod des römischen Kaisers Mark Aurel folgt ihm sein Sohn Commodus auf den Thron. Dieser tritt als Gladiator im Circus Maximus auf und kämpft dort auf Leben und Tod. Er wird begleitet vom Ringer Narcissus, damit er jederzeit einen Trainingspartner hat. Dieser erwürgt den Kaiser im Auftrag einer Verschwörergruppe 192.

300 In Mexiko bei den Olmeken wird ein Ringer in Form einer 66 cm hohen Basaltskulptur verewigt.

404 Der weströmische Kaiser Flavius verbietet Gladiatorenkämpfe und schließt die Gladiatorenschulen.

469 Sumo-Ringer am Hof des Yuryako Tenno in Japan.

620 Kaiser der Tángdynastie nehmen an Wettkämpfen der Berufsringer in China teil.

650 Am kaiserlichen Hof von Kioto fand jeweils jährlich im Juli ein festliches Sumo-Turnier mit je 20 Ringern aus Ost- und Westjapan statt.

690 Einstellung der römischen Zirkusspiele.

691 Die chinesische Kaiserin Wu Tsetien prüft Beamtenanwärter auf ihre Eignung im Reiten, Fechten, Ringen, Gewichtheben und Polo.

730 In England entsteht das Epos vom Gautenkönig "Beowulf". Der Held schwimmt in voller Rüstung und reißt beim Ringen seinem Gegner einen Arm aus.

796 Kammu Tenno lässt ein "Verzeichnis der besten japanischen Ringer" anlegen.

800 In Island entstehen die Lieder der "Edda". Sportliche Übungen und Waffentüchtigkeit werden gerühmt. Besonders Schwimmen, Speerwerfen, Laufen, Ringen (Glima) und Reiten.

833 Sunna Tenno versammelt die besten Sumo-Ringer an seinem Hof in Japan

1119 Bei einem Ritterturnier in Göttingen finden auch Wettkämpfe im Laufen, Steinstoßen und Ringen statt.

1150 In bürgerlichen Kreisen Deutschlands gehören Ringen, Vogelschießen und Ballspielen zur Erziehung. Die ritterliche Erziehung schreibt außer Reiten und Fechten auch Bogenschießen und Schwimmer vor.

1171 Der jüdische Philosoph und Rabi Maimonides empfiehlt den Juden Ballspiele, Ringen, Fechten und Leibesübungen zur Körperertüchtigung.

1200 Berufsringer aus Persien und Indien leben an mohammedanischen Fürstenhöfen in Indien.

1200 Im Großreich der Inkas ist auch Ringen verbreitet. Indianerstämme Südamerikas wickelten zeitweise ihre Brautwerbung und auch Stammesfehden in Form von Mannschaftsringkämpfen ab.

1215 Aus Anlass eines Versöhnungsfestes der Schweizer Kantone bei der Burg Unspunnen entsteht wahrscheinlich das Schwingen. Dies ist eine Abwandlung des Ringkampfes in bäuerlicher Kleidung. Der Kontrahent wird im Zwiegriff an der Hose gefasst.

1221 Einwohner von Westminster und London veranstalten vor der St. Mathilda-Kirche einen Ringkampf.

1298 Der tschechische Ritter Johann von Michalovic besiegt am Hofe König Phillips IV. des Schönen von Frankreich dessen Ringer.

1320 Die Chorschranke des Kölner Domes erhält Abbildungen von Ringern.

1382 Nach der Eroberung Sojas durch die Türken übernehmen die Bulgaren von ihnen Ringen und Pferderennen.

1389 Die älteste deutsche Handschrift über Fechten und Ringen erscheint von Meister Hans Lichtenauer.

1400 "Ein tauffter Jud" namens Ott ist Ringer bei den Landesherren von Österreich und verfasst ein Ringerlehrbuch.

1450 Türkische Sultane halten sich Berufsringer . Man kennt 365 Griffe nach einem strengen Ritual.

1451 Kurfürst Friedrich I., der Siegreiche, von der Pfalz wird als guter Ringer und Läufer gerühmt.

Laut dem Gedicht "Ritterspiegel" aus dem 15. Jahrhundert gehört der Ringkampf zu den sieben Behendigkeiten, die ein Ritter beherrschen muss. Im "Codex Wallenstein" (15.Jahrhundert) wird der damals geübte Ringkampf zeichnerisch so dargestellt, dass er vom heutigen Freistilkampf kaum zu unterscheiden ist.

1459 "Königsecks Kampfbuch.

1467 "Thalhofers Kodex" mit 270 Abbildungen

1500 "Wallerstein´sche Handschrift", ein Holzschnittwerk mit 108 Blättern. Diese drei Werke beziehen sich jedoch auf das Fechten.

1507 Nach der Erfindung des Buchdruckes druckt der Landshuter Hans Wurm für einen unbekannten Verfasser ein Ringerbuch über das "Ringen im Grüblein". Mit Grüblein wurde eine kleine Kuhle oder Arena bezeichnet. Auf einer Abbildung ist deutlich ein Hüftschwung mit Beinsteller zu erkennen.

1512 erteilt Kaiser Maximilian I. dem Nürnberger Albrecht Dürer den Auftrag für ein Fechtbuch. Dürer fasst Ringen und Fechten zusammen und gibt zu den 120 Abbildungen Erläuterungen hinzu.

z.B. "Item so dich einer mit peden henden hinterwerlich umfast, dich truckt, auffhebent und will dich werfen, so er dich hebt, als pald greiff peden henden auff hinder sich und fas ihn starck pey seinem har und wurff ihn über dein haubt für dich." Der Nürnberger schildert eine nicht ganz korrekte Abwehr eines Angriffes von hinten und packt den Gegner beim Schopf um ihn nach vorne zu werfen. Nach den jetzigen Regeln würde diese Aktion wegen Unsportlichkeit abgepfiffen werden, da das Fassen des Kopfes ohne Armeinschluss verboten ist.

ca. 1520 Die beiden Reformatoren Zwingli und Luther stellen fest: "Der Ringkampf ist ein Mittel den "Leyb" geschickt zu machen"!

1520 Hisameri Takeuchi begründet in Japan eine Jiu-Jitsu-Schule

1520 Franz I. von Frankreich (25 Jahre) und König Heinrich VIII. .(29 Jahre) treffen sich auf dem Goldbrokatfeld bei Calais. Es treten Ringer aus Cornwall auf. Durch den Hitzkopf Heinrich VIII. kommt es zu einem Ringkampf der beiden Könige. Heinrich VIII. hält an seinem Hof einen "Kraftkerl", mit dem er jederzeit ringen kann. Im englischen Sprachraum entwickelt sich das aus der Antike stammende Freistilringen. Ziel war es, den Gegner aus dem Stand heraus auf den Boden zu bringen und unter Kontrolle zu halten. Von England aus kam es auch in die "Neue Welt" und in Nordamerika verbreitete sich deshalb ebenfalls nur das Freistilringen.

1520 Krishna Deva Raya, Verteidiger des Hinduismus gegen den Islam, gilt als guter Fechter, Ringer und Reiter.

1531 Thomas Elyot zählt in seinem Buch "The Gouvernor" als ritterliche Übungen auf: Reiten, Jagen, Tanzen, Ringen. Laufen, Bogenschießen und Schwimmen.

1535 Bei der Beerdigung des Kardinals Ippolino de’Medici treten afrikanische Ringer auf.

1539 Fabian von Auerswald erläutert anhand von 85 Holzschnittillustrationen von Lukas Cranach d. Ä. (oder einem seiner Schüler) auf 46 Blättern den Ringkampf im Nachschlagwerk "Die Ringkunst des Fabian von Auerswald".

1569 In Venedig erscheint "De arte gymnastica". Der Arzt Hieronymus Mercuriale fordert Gymnasien und Palästren als Übungsplätze für Ringer und weist auf die Olympischen Spiele der Antike hin.

1592 Am Schützenfest in Nürnberg nehmen 5000 Handwerker an Wettkämpfen teil. Es handelt sich um Laufen, Springen, Ringen und Steinstoßen.

1604 Captain Robert Dover begründet mit Zustimmung von König Jakob I. die "Cotswold Games" in Barton-on-the-Heath bei Gloucester. Es gibt u.a. Wettkämpfe im Ringen, Stockfechten, Springen und Hammerwerfen. Ab 1634 werden die "Cotswold Games" als Olympische Spiele bezeichnet.

1623 Der italienische Staatsphilosoph Tommaso Campanella empfiehlt in Anlehnung an den griechischen Philosophen Plato für Kinder ab dem 4. Lebensjahr angeleitete Übungen im Gehen, Laufen und Ringen.

1618 – 1648 Im Dreißigjährigen Krieg ruhen in Deutschland sämtliche Aktivitäten und der Ringkampf stirbt für fast 200 Jahre in Deutschland schier aus.

1725 In der Neuen Appenzeller Chronik vergleicht G. Walser das Laufen, Springen, Steinstoßen und Ringen bei den Wald- und Alp-Stubeten mit den Olympischen Spielen der Antike.

1729 Beim regelmäßig stattfindenden Fest der Steppenvölker Innerasiens werden 536 Ringer, 300 Bogenschützen und 3732 Reiter gezählt.

1749 Benjamin Franklin empfiehlt den jungen Burschen Laufen, Springen, Ringen und Schwimmen.

1769 Kapitän James Cook erreicht Neuseeland und schildert von den Wettkämpfen der Maori. Es handelt sich wie überall um Laufen, Ringen, Ballspiele, Schwimmen und zusätzlich um Kanuregatten.

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