Tour de France

 

Tour de France

Miguel Indurain - die Sphinx

 

Biographie:

geb. 16.07.1964

Profi 1984-1996
Teams: Reynolds (85-89), Banesto (90-96)

Größte Erfolge:

Tour de France 1991-1995 (5 Gesamtsiege, 12 Etappensiege)
Giro d'Italia 1992 u. 1993
Weltmeister-Einzelzeitfahren 1995
Olympiasieger/Zeitfahren 1996
Spanischer Meister 1992
Stundenweltrekord 1994
Tour de L'Avenir 1986
Vuelta a la Communidad Murciana 1986
Vuelta Valles Mineros 1987
Volta a Catalunya 1988
Paris-Nizza 1989/90
Criterium International 1989
Clasica San Sebastian 1990
Tour du Vaucluse 1991
Volta a Catalunya 1991
Volta a Catalunya 1992
Castilla y Leon 1993
Tour de L'Oise 1994
Vuelta a Rioja 1995
Midi Libre 1995
Dauphiné Libéré 1995
Vuelta a Galicia 1995

 

Bis zum überraschenden Rücktritt von seiner Aktivenkarriere auf einer Pressekonferenz am 2. Januar 1997 war Miguel Indurain stets die undurchschaubare rätselhafte Sphinx mit einem undurchschaubaren Gesicht, das auch noch zu lächeln schien an den fürchterlichsten Anstiegen der Tour de France. Dutzende von Rivalen verzweifelten im Laufe der Jahre an diesem scheinbar unbezwingbaren Giganten der Landstraße, der seine zweifellos auch vorhandenen Schwächen bestens zu verbergen wusste.

Der aus der Region Navarra stammende Indurain, der stets betonte, kein Baske, sondern Spanier zu sein, begann seine Karriere als Helfer von Pedro "Perico" Delgado, der die Tour einmal gewann (1988) und einmal verlor, weil er zu spät zum Prolog erschienen war. Ganz still und heimlich trat der von seiner Mannschaft behutsam aufgebaute Indurain aus dem Schatten von Delgado, als dessen Helfer er seine Tourplazierungen ab 1987 kontinuierlich verbesserte: 1987 wurde er in Paris 97. im Gesamtklassement, ein Jahr darauf wurde er 47, 1989 bereits 17, 1990 wurde er Gesamtzehnter. Der Rest ist Geschichte: Fünf Mal in Folge sollte er ab 1991 die Frankreich-Rundfahrt gewinnen. Dies gelang vor ihm noch niemand, denn die anderen fünfmaligen Toursieger Anquetil, Merckx und Hinault brauchten dazu mehr als fünf Jahre.

Als Indurain 1984 nach den Olympischen Spielen in Los Angeles Profi wurde, konnte niemand im Entferntesten damit rechnen, was für ein großer Rennfahrer hier die Bühne des Rennzirkus betrat. Der 1,88 Meter große und 85kg schwere Spanier versprach ein guter Rouleur zu werden, aber dass er einmal auch in den giftigsten Dolomitenanstiegen wie bei seinen zwei Giro-Siegen 1992 und 1993 vorn mitfahren könnte, ahnte zunächst niemand.

Seinen Kletterfähigkeiten kam zugute, dass er im Laufe seiner Profijahre sein Gewicht auf 78kg herunterbrachte und so bei seinen Toursiegen Kletterlegenden wie Claudio Chiappucci Paroli bieten konnte. Die Grundlage für seine Toursiege legte der Spanier beim Zeitfahren, wo er absolut dominierte. Bei dem legendären Einzelzeitfahren der Tour de France 1992 in Luxemburg gewann Indurain mit mehr als drei Minuten Vorsprung.

Wie einst Jacques Anquetil begnügte Indurain sich in den hohen Bergen damit, seine Position zu verteidigen, den Rückstand auf die Kletterer in Grenzen zu halten. Diese unspektakuläre Art zu gewinnen, brachte ihm viel Kritik ein. Er sei ein Buchhalter, er lasse den Mut und die Angriffslust eines Chiappucci, eines Virenque vermissen. "In einer Rundfahrt denkt er immer an den nächsten Tag", so José Miguel Echavarri, der während der gesamten Profikarriere Indurains dessen Sportdirektor war.

Indurain war ein Mann der Rundfahrten. Er gewann fünf Mal die Tour, zwei Mal den Giro und viele, viele Male kleinere Rundfahrten wie Paris-Nizza, Dauphiné Libéré oder Katalonien-Rundfahrt. Bei großen Eintagesrennen kam er nur einmal, 1990 bei der Clasica San Sebastian, zum Erfolg.

1994 begab sich Indurain auf die Bahn und griff nach dem Stundenweltrekord, den er auch trotz seiner Unerfahrenheit auf der Bahn aufstellte, wenngleich dieser nur kurz Bestand hatte und der Schweizer Tony Rominger sieben Wochen später den Rekord weiter verbesserte. Kurz nachdem Indurain 1996 die Tour de France erstmals seit fünf Jahren nicht gewann, wurde er in Atlanta erster Olympiasieger im Zeitfahren.

In Erinnerung bleibt der große Spanier natürlich vor allem wegen seiner Triumphe bei der Tour, die er in den Neunziger Jahren wie kein anderer prägte. Zwölf Mal nahm er an der grande boucle teil, holte dabei fünf Gesamtsiege, zwölf Etappensiege und trug 60 (!) Tage lang das Maillot Jaune. Auch in seinen größten Triumphen blieb der junge Mann aus dem ländlichen Navarra stets bescheiden und ohne jegliche Allüren. Als er sein Rennrad im Alter von gerade mal 32 Jahren in die Ecke gestellt hatte, besuchte er 1997 die Tour de France, als sie in den Pyrenäen Station machte. Den Ehrenplatz im offiziellen Auto wollte Indurain, der heute zurückgezogen auf seinem Landhof in der Nähe von Pamplona lebt, nicht und gesellte sich stattdessen unter die Tausenden von Fans am Straßenrand.

 

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