Tagebuch 10.02.2002

Olympische Spiele Salt Lake City 2002

Tagebuch 10.02.2002

Gold und Silber lautet aus deutscher Sicht die Bilanz des zweiten
Wettkampftages. Durchaus zufriedenstellend, wenn auch nicht überragend, war
das Abschneiden der deutschen Sportler am heutigen Tage.

Zunächst sollte jedoch alles mit einer Enttäuschung beginnen, denn in der
Nordischen Kombination ging Ronny Ackermann als Viertplatzierter leer aus.
Nachdem Ackermann nach dem Springen auf Platz 5 in Lauerstellung lag und
lediglich mit Samppa Lajunen ein starker Läufer vor ihm platziert war,
konnte man eigentlich mit einem Zweikampf um den Olympiasieg zwischen
Lajunen und Ackermann rechnen. Lajunen war ca. 20 Sekunden vor Ackermann
gestartet. Zu einem Zweikampf ist es jedoch nie gekommen, da Lajunen den
Vorsprung sukzessive vergrößerte und am Ende mehr als 1 Minute Vorsprung auf
Ackermann herauslief. Enttäuschend war vor allem, dass es Ackermann zu
keinem Zeitpunkt gelang, den Vorsprung des starken finnischen Springers,
aber eher schwachen Läufers Jaakko Tallus entscheidend zu verkürzen. Es kam
jedoch noch schlimmer, denn von hinten "flog" Felix Gottwald, der mit ca. 1
1/2 Minuten Rückstand auf Ackermann ins Rennen gegangen war, immer näher an
Ackermann heran und auf der letzten Schleife ließ Gottwald Ronny Ackermann
absolut keine Chance mehr. Insgesamt nahm Gottwald Ackermann ca. 2 Minuten
ab - eigentlich unglaublich. Woran lag es? War Ronny Ackermann krank oder
übernervös? Wahrscheinlich kann er darauf selber keine passende Antwort
geben.
Eine großartige Leistung hingegen vollbrachte der 18jährige
Junioren-Weltmeister Björn Kircheisen, welcher sich vom 14. Rang nach dem
Springen bis auf Platz 5 nach vorne lief. Wer weiß, zu welchem Ergebnis
Björn Kircheisen in der Lage gewesen wäre, wäre er anstatt Ronny Ackermann
nach dem Springen auf dem 5. Platz gelegen.

Nach der Enttäuschung bei der Nordischen Kombination wurden die deutschen
Wintersportfreunde danach beim Skispringen auf der Normalschanze wieder
zufrieden gestellt. Sven Hannawald zeigte erwartungsgemäß zwei tolle Sprünge
über 97m und 99m. Diese Leistung reichte zu Rang 2, denn es gab einen noch
besseren, nämlich den jungen Schweizer Simon Ammann. Ammann kam auf 98m und
98,5m und setzte sich mit einem Vorsprung von 1,5 Punkten knapp gegen
Hannawald durch. Bronze ging an den polnischen Überflieger der letzten
Saison Adam Malysz. Der ehemalige Skispringer des DSV Martin Schmitt hat
seine Durststrecke noch nicht überwunden. Sein 7. Platz war im Rahmen
dessen, zu was er momentan fähig ist. Hingegen kann der 8. Platz von Michael
Uhrmann durchaus als angenehme Überraschung und Erfolg gewertet werden.

Für die Olympiasiegerin von Nagano 1998 Nicola Thost kamen die olympischen
Snowboard-Wettbewerbe ganz einfach zu früh, denn die Pforzheimerin musste in
den vergangenen Jahren zwei Kreuzbandrisse und im November letzten Jahres
auch noch einen Armbruch überstehen. Sie erreichte zwar das Finale, aber
letztlich reichte es nur zu Platz 11. Siegerin wurde die Amerikanerin Karen
Clark vor Doriane Vidal (FRA) und Fabienne Reuteler (SUI).

Große Hoffnungen auf einen deutschen Doppelsieg setzte man beim
Eisschnelllaufen der Damen über 3000m, waren es doch fast ausschließlich
Anni Friesinger und Claudia Pechstein, die die bisherigen Weltcuprennen
dominierten. Anni Friesinger, eigentlich die Topfavoritin, konnte die
Erwartungen auf dem schnellen Oval in Lake Placid jedoch nicht erfüllen und
belegte einen enttäuschenden vierten Platz. Ganz anders Claudia Pechstein,
die es anscheinend wie keine andere deutsche Athletin immer wieder versteht,
auf den Punkt hin topfit zu sein. In einer neuen, fantastischen
Weltrekordzeit von 3:57,70min gewann sie die erste Goldmedaille für das
deutsche Olympiateam in Salt Lake City. Der Sieg wurde ihr schier noch von
der Niederländerin Renate Groenewold streitig gemacht, denn bis zur
vorletzten Zwischenzeit war die Holländerin mit Claudia Pechstein noch fast
gleichauf. Erst der Schlussspurt gab den Ausschlag zugunsten von Claudia
Pechstein.

Mit einer Überraschung endete auch der Abfahrtslauf der Herren. Dauersieger
Stephan Eberharter belegte lediglich Rang 3. Es siegte sein österreichischer
Landsmann Fritz Strobl, dem es bisher nicht gelungen war, bei
Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen.
Silber ging an Lasse Kjus, der bei Großereignissen traditionell gute Form
zeigt.

Gespannt war man auf die ersten beiden Durchgänge im Rodeln bei den Herren.
Der dreifache Olympiasieger Georg Hackl unterstrich seine Ambitionen auf den
vierten Olympiasieg und liegt nach zwei Läufen nur knapp 0,04sek hinter dem
Südtiroler Armin Zöggeler auf Platz 2. Den dritten Platz belegt der
Österreicher Markus Prock mit allerdings bereits zwei Zehntelsekunden
Rückstand.

Die deutsche Eishockey-Mannschaft traf in der Nacht auf Österreich und
setzte sich im zweiten Spiel zum zweiten Mal durch. Der 3:2-Sieg stand
allerdings lange auf der Kippe. Zwar ging man im ersten Drittel durch Kathan
und Soccio schnell mit 2:0 in Führung, aber danach spielten nur noch die
Österreicher. Im zweiten Drittel gelangen den österreichischen Nachbarn auch
folglich zwei Tore zum 2:2 Ausgleich. Auch im letzten Drittel blieben die
Österreicher überlegen, aber das entscheidende Tor gelang Deutschland in der
letzten Spielminute durch Loth. Im abschließenden Gruppenspiel würde der
deutschen Mannschaft gegen Lettland bereits ein Unentschieden zum
Weiterkommen reichen - sicherlich bisher ein gelungenes Abschneiden.
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