Tagebuch 21.02.2002

Olympische Spiele Salt Lake City 2002

Tagebuch 21.02.2002

Die Einleitung zu unseren Tagesbuch-Berichten wiederholt sich seit Tagen: Wir sind voll des Lobes für die deutschen Wintersportler, die mit einer Goldmedaille beim Skilanglauf und einer glänzenden Ausgangsposition bei der Nordischen Kombination erneut von sich reden machten.

Bei der Nordischen Kombination stand im Sprintwettbewerb, welcher zum ersten mal bei Olympischen Spielen ausgetragen wird, das Springen auf dem Programm. Es siegte der finnische Doppel-Olympiasieger Samppa Lajunen vor Ronny Ackermann und Jaakko Tallus. Der Rückstand von Ronny Ackermann beträgt 15 Sekunden und dürfte gegenüber dem starken finnischen Läufer Samppa Lajunen beim 7,5km Langlauf nur schwer wettzumachen sein. Aber wenn es Ronny Ackermann gelingen sollte, Silber oder zumindest Bronze zu gewinnen, hätten die deutschen Nordisch Kombinierer ihr Soll ebenfalls zumindest erfüllt. In Lauerstellung liegt auf Platz 8 mit Marcel Höhlig ein weiterer junger Deutscher. Hinter Marcel Höhlig platziert ist der Österreicher Felix Gottwald, welcher mit einem Rückstand von 51 Sekunden in den abschließenden Langlauf geht. Für Spannung morgen ist also bestens gesorgt.

Die alpinen Ski-Wettbewerbe gingen gestern mit dem Riesenslalom der Herren weiter und endlich gewann Stephan Eberharter, der dominierende Läufer dieser Weltcup-Saison, seine erste olympische Goldmedaille. Bereits im ersten Lauf hatte er die Konkurrenz deutlich deklassiert und holte einen Vorsprung von 8/10-Sekunden heraus. Diesen Vorsprung verteidigte er im zweiten Lauf ohne Probleme. Im zweiten Lauf gelang es dem Amerikaner Bode Miller, mit einem "Husarenritt" noch vom siebten auf den zweiten Platz nach vorne zu preschen. Bronze ging wieder einmal an Norwegen (Lasse Kjus).

Mit Spannung erwartet wurde aus deutscher Sicht die 4x5km-Langlauf-Staffel der Damen in Soldier Hollow. Der deutschen Damen-Staffel hatte man nach den bisherigen Leistungen durchaus wie den Herren eine Bronzemedaille zugetraut. Bemerkenswert war bereits im Vorfeld, dass die ARD die erste Halbzeit des UEFA-Cup-Spiels Im Fußball OSC Lille - Borussia Dortmund kurzfristig aus dem Programm nahm und sich aufgrund der bisherigen Einschaltquoten für die Langlauf-Staffel entschied. Eine clevere Entscheidung der ARD, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Bereits im Vorfeld des Laufes kam es zu einem handfesten Skandal: Die Goldmedaille bei dieser Entscheidung war eigentlich für die russische Staffel reserviert. Diese wäre nicht zu schlagen gewesen. Aber was geschah? Der russischen Staffel wurde kurzfristig vor dem Start die Teilnahme verweigert, da Larissa Lasutina einen zu hohen Hämoglobinwert, welcher auf Blutdoping hindeutet, hatte. Eine Ersatzläuferin hatte die russische Staffel nicht gemeldet, somit konnte sie nicht starten. Selbiges widerfuhr der ukrainischen Staffel. Dies steigerte unweigerlich die Chancen der anderen Nationen. Als erste Läuferin ging für Deutschland Manuela Henkel, Schwester der Doppel-Olympiasiegerin Andrea Henkel im Biathlon, an den Start. Manuela Henkel machte ihre Sache sehr gut und holte beim ersten Wechsel einen Vorsprung von knapp 6 Sekunden auf die überraschend starken Schweizerinnen und von ca. 14 Sekunden auf die Norwegerinnen heraus. Die Italienerinnen, ein weiterer Gold-Favorit, hatten eine ganz schwache Läuferin im Rennen und handelten sich dadurch einen uneinholbaren Rückstand von über 1 1/2 Minuten ein.

Die zweite deutsche Läuferin war Viola Bauer, die zwar die starke Norwegerin Bente Skari passieren lassen musste, aber fast zeitgleich mit ihr ins Ziel kam. Der Abstand auf die Schweizerinnen konnte in etwa gehalten werden. Für Norwegen lief nun Hilde G. Pedersen und für Deutschland Claudia Künzel, welche im Sprint bereits mit dem 4. Platz auf sich aufmerksam gemacht hatte. Die Norwegerin war zwar etwas stärker, aber der Abstand im Ziel betrug lediglich 9 Sekunden. Claudia Künzel hielt ihren zweiten Platz und übergab mit einem knappen Vorsprung vor der Schweiz auf die Schlussläuferin Evi Sachenbacher. Es kam nun zum erneuten Duell mit der Norwegerin Anita Moen. Sachenbacher und Moen kämpften bereits im Sprint um Silber und Bronze, Sachenbacher behielt dabei die Oberhand. Nun ging es aber um Gold. Die Schweizerinnen konnten nicht mehr mithalten und belegten den für sie hervorragenden Bronzeplatz. Evi Sachenbacher gelang es, den 9-Sekunden-Rückstand gegenüber Anita Moen nach nur ca. 1,5km wettzumachen. Von da an liefen beide gemeinsam Richtung Ziel. Bei der letzten Abfahrt schien die Norwegerin den schnelleren Ski zu haben und legte einige Meter zwischen sich und Evi Sachenbacher. Aber Evi ließ sich nicht abschütteln und so kam es auf den letzten 150 Metern zum Zielsprint. Die 34jährige Norwegerin hatte der 21jährigen Deutschen nichts mehr entgegenzusetzen. Sachenbacher gewann den Sprint und damit gab es zum ersten Mal seit 22 Jahren wieder Langlauf-Gold für eine deutsche Damen-Staffel. Diesen Erfolg kann man ohne Umschweife als Sensation bezeichnen, wobei natürlich die oben aufgeführten Umstände ihr Scherflein dazu beigetragen haben.

In den Curling-Wettbewerben der Damen kam es zum Überraschungsfinale zwischen Großbritannien und der Schweiz. Mit dem letzten Stein im 10. End schaffte die Schottin Rhona Martin die Entscheidung zugunsten der Britinnen. Die Schweiz gewann Silber vor den hoch favorisierten Kanadierinnen.

Auch die Damen-Eishockeywettbewerbe gingen in die entscheidende Phase. Das Finale bestritten erwartungsgemäß die USA und Kanada. Vor vier Jahren siegte überraschend die USA, dieses Mal waren die Amerikanerinnen favorisiert. Doch bereits nach wenigen Minuten ging Kanada in Führung und verteidigte mit viel Glück und Geschick. Fast ständig waren die Kanadierinnen in Unterzahl, doch die Amerikanerinnen konnten im ersten Drittel daraus kein Kapital schlagen. Wieder bei einer Überzahl gelang der USA durch Katie King im 2. Drittel der Ausgleich. Postwendend kam die Antwort von Kanada, Hayley Wickenheiser brachte das Ahorn-Team wieder in Führung. In der letzten Sekunde des zweiten Drittels gelang Jayna Hefford das vorentscheidende 3:1 für Kanada. Im letzten Drittel konnte die USA lediglich noch auf 2:3 verkürzen. Gold gewann somit Kanada vor der USA. Im Spiel um Platz 3 siegte Schweden mit 2:1 gegen Finnland.

Überraschend war auch der Ausgang bei der Eiskunstlauf-Entscheidung der Damen. Michelle Kwan, die Top-Favoritin, machte Fehler, auch ihre große Konkurrentin Irina Slutskaja aus Russland überstand die Kür nicht fehlerfrei. Die Gunst der Stunde nützte die erst 16jährige Amerikanerin Sarah Hughes mit einer fehlerlosen Kür und kam als Viertplatzierte nach dem Kurzprogramm noch auf den ersten Platz. Silber ging an Slutskaja. Für Michelle Kwan blieb lediglich die Bronzemedaille.

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