Tagebuch 19.02.2002

Olympische Spiele Salt Lake City 2002

Tagebuch 19.02.2002

Die deutschen Sportler sind bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City weiterhin auf Medaillenjagd, wenn es auch am 11. Wettkampftag nicht zu einer Goldmedaille reichte. 3xSilber und 1xBronze lautet jedoch die nicht für möglich gehaltene Bilanz des zu Ende gegangenen Tages.

Zunächst fiel die letzte Entscheidung in den Freestyle-Wettbewerben im Springen. Hier setzte sich etwas überraschend der Tscheche Ales Valenta vor dem Amerikaner Joe Pack und dem Weltmeister des Jahres 2001 Alexej Grischin aus Weißrussland durch. Der amerikanische Titelverteidiger von 1998 und große Goldfavorit Eric Bergoust aus den USA konnte seinen Sprung nicht stehen und landete somit abgeschlagen auf Rang 12. Während in vielen anderen Sportarten deutsche Sportler den Anschluss an die Weltspitze hergestellt haben, so hat man diesen beim Freestyle in allen Disziplinen verloren. Das Fehlen der beim Unglück in Kaprun im November 2000 verstorbenen Weltmeisterin von 1999 Sandra Schmitt  konnte bis zum heutigen Tage nicht annähernd kompensiert werden.

Als nächstes mussten die Entscheidungen in den Langlauf-Sprint-Wettbewerben der Damen und Herren fallen. Die deutschen Langläufer gehören in beiden Disziplinen zur erweiterten Weltklasse, allerdings konnte man nicht unbedingt mit Medaillen rechnen, wenngleich es Evi Sachenbacher Ende Dezember 2001 in Abwesenheit der Russinnen in Garmisch-Partenkirchen gelang, den ersten Weltcup-Sieg unter Dach und  Fach zu bringen. Bei den Damen gelang es überraschend sowohl Evi Sachenbacher als auch Claudia Künzel im Duell "Frau gegen Frau" für das Finale der besten Vier zu qualifizieren. Weitere Konkurrentinnen im Kampf um Medaillen waren die blonde Norwegerin Anita Moen und die Russin Julia Tschepalowa, welche bereits in den Viertel- und Halbfinalläufen den absolut stärksten Eindruck hinterließ. Der Eindruck täuschte auch im Finale nicht: Julia Tschepalowa bestimmte das Tempo, zog schon bald unaufhaltbar davon und gewann die Goldmedaille. Hinter der Russin jedoch sicherte sich Evi Sachenbacher im Sprint problemlos die Silbermedaille. Der dritte Platz ging an die Norwegerin Anita Moen. Für Claudia Künzel blieb der ausgezeichnete, wenn auch unglückliche vierte Platz.

Bei den Herren-Sprints schaffte wiederum ein Deutscher den Sprung ins Finale: der 32 jährige Routinier Peter Schlickenrieder aus Schliersee. Die Konkurrenz war jedoch groß, für's Finale qualifizierten sich ebenfalls der Weltmeister des Jahres 2001 Tor Arne Hetland aus Norwegen sowie der Vize-Weltmeister 2001 Cristian Zorzi aus Italien. Als Vierter qualifizierte sich der Schwede Björn Lind. Das Finale war von Taktik geprägt, keiner der Langläufer wollte das Tempo machen. So musste es zu einem lang gezogenen Zielsprint kommen, was Peter Schlickenrieder nicht ungelegen kam. Der Schwede Björn Lind konnte dem Tempo nicht folgen, die Medaillen wurden zwischen den anderen drei Läufern ausgemacht. Knapp durchsetzen konnte sich der Weltmeister und Goldfavorit Tor Arne Hetland. Hinter Hetland jedoch kam bereits Peter Schlickenrieder ins Ziel und sicherte für Deutschland die Silbermedaille vor dem Italiener Cristian Zorzi. Bereits die dritte Langlauf-Medaille für die deutschen Sportler hat sicherlich bereits jetzt die Erwartungen der kühnsten Optimisten übertroffen.

Beim Eisschnelllaufen der Herren über 1500m brach zunächst der holländische Olympiasieger über 5000m Jochem Uytdehaage den Weltrekord (1:44,57min). Dieser hielt jedoch nicht lang, denn der amerikanische Lokalmatador und Silbermedaillengewinner über 5000m legte ein famoses Rennen hin, blieb mit 1:43,95min als erster Mann über diese Strecke und 1:44min und gewann einer weitere Goldmedaille für die USA. Bronze ging an den Titelverteidiger Adne Soendral aus Norwegen.

Olympische Premiere hatten die Zweierbob-Rennen der Damen. Im Gegensatz zu den Herren, wo vier Läufe ausgetragen werden, musste bei den Damen die Entscheidung bereits in zwei Läufen fallen. Die amerikanische Top-Favoritin Jean Racine konnte keine Rolle spielen, da sich ihre Anschieberin Gea Johnson kurz vor den Olympischen Spielen eine Oberschenkelzerrung holte. Gea Johnson ging zwar an den Start, konnte aber den Bob nicht wie gewohnt schnell anschieben und somit spielte das amerikanische Duo im Kampf um die Medaillen keine Rolle. In die Bresche sprang jedoch der Bob USA II mit Jill Bakken/Vonetta Flowers. Den Grundstein zum Olympiasieg legten die beiden Amerikanerinnen bereits in ihrem ersten Lauf, als sie auf Sandra Prokoff/Ulrike Holzner (GER), welche im unteren Teil der Bahn einen groben Fehler zu verzeichnen hatten, einen Vorsprung von knapp drei Zehntelsekunden herausfuhren. Diesen Vorsprung verteidigten die Amerikanerinnen gegenüber ihren deutschen Konkurrentinnen auch im zweiten Durchgang. Bronze ging wiederum an Deutschland, nämlich an die ehemalige Rodlerin Susi Erdmann mit ihrer Anschieberin Nicole Herschmann. Schade, dass es ausgerechnet bei den Olympischen Spielen nicht mit Gold geklappt hat, nachdem die deutschen Damen zuvor alle Weltcup-Rennen dieser Saison unter sich ausgemacht hatten.

Bereits nach dem heutigen Tage hat die deutsche Mannschaft eine Medaillenausbeute von 28 Medaillen. In Nagano hatte man 29 Medaillen gewonnen, davon allerdings 12 aus Gold. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass es nach wie vor sehr schwer werden wird, die Anzahl der Goldmedaillen von Nagano zu wiederholen. Es bieten sich aus unserer Sicht hierzu noch 5 Chancen: Biathlon-Staffel der Herren, Eisschnelllaufen der Damen 1500m und 5000m, Viererbob der Herren und Sprint in der Nord. Kombination. Nur sehr große Optimisten rechnen damit, dass es bei diesen fünf Wettbewerben mindestens vier Goldmedaillen für Deutschland gibt, denn die Konkurrenz ist in allen Wettbewerben groß.

 

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