Tagebuch 18.02.2002

Olympische Spiele Salt Lake City 2002

Tagebuch 18.02.2002

Was für ein Tag für die deutschen Wintersportler in Salt Lake City!! In der Nacht zum 18.02.2002 gewann ja bereits Christoph Langen mit seinem Anschieber Markus Zimmermann die Goldmedaille im Zweierbob - wir berichteten darüber bereits gestern.

Nun legten die Skisprung-Mannschaft und die Biathlon-Staffel der Damen nach und holten sich beide ebenfalls die Goldmedaille. Deutschland gelang es nun, mit Norwegen, was die Anzahl der Goldmedaillen (acht!) betrifft, gleichzuziehen. Legt man die Anzahl der insgesamt gewonnenen Medaillen zugrunde, liegt Deutschland mit 24 Medaillen einsam und allein an der Spitze.

Doch der Reihe nach:

Zunächst stand die mit Spannung erwartete Konkurrenz im Mannschafts-Skispringen auf dem Programm. Deutschland schickte mit Sven Hannawald, Stephan Hocke, Michael Uhrmann und Martin Schmitt erwartungsgemäß seine derzeit vier stärksten Skispringer ins Rennen. Sven Hannawald merkte man seine Verletzung an. Er brachte dieses Mal, wie es Bundestrainer Reinhard Heß bezeichnete, normale und keine außergewöhnlichen Sprünge (122m und 121,5m) und blieb jeweils einige Meter hinter seinem finnischen Konkurrenten Matti Hautamäki zurück. Auch der Youngster Stephan Hocke erfüllte die Erwartungen und konnte durchaus mit seinem  Konkurrenten aus Finnland Veli-Matti Lindström mithalten. Die Erwartungen übertroffen hat hingegen der Bayer Michael Uhrmann. Er kam auf sehr gute 128m im ersten und 125m im zweiten Durchgang und hielt damit den starken finnischen Springer Risto Jussilainen in Schach. Wir ziehen immer wieder den Vergleich mit den finnischen Springern heran, da sich um Gold einzig und allein Finnland und Deutschland stritten. Der vierte Springer auf deutscher Seite war Martin Schmitt, auf finnischer Seite sein jahrelanger Widersacher Janne Ahonen. Martin Schmitt hatte einen neuen Ski ("Tigerski"), mit dem er bisher erst drei Sprünge absolviert hatte. Im ersten Durchgang segelte er damit auf sensationelle 131m, nachdem Ahonen 129m vorgelegt hatte. Im zweiten Durchgang führte die deutsche Mannschaft mit ca. 5 Punkten Vorsprung, als zunächst Janne Ahonen und dann direkt dahinter Martin Schmitt ihre letzten Sprünge absolvieren mussten. Janne Ahonen flog auf 125,5m und setzte Martin Schmitt damit nervlich stark unter Druck. Schmitt schien diesem Druck standzuhalten und kam auf 123,5m - eigentlich müsste das reichen, dachten alle. Doch was machten die Preisrichter? Sie werteten die Landung von Martin Schmitt herab (teilweise auf 18 Punkte!), obwohl seine Landung um keinen Deut schlechter war als die von Janne Ahonen. Nun wurde es noch einmal spannend. Alles blickte auf die Leinwand, doch das Ergebnis ließ auf sich warten. Dann war es schließlich amtlich: Deutschland hatte mit 974,1 Punkten Gold gewonnen, für Finnland blieb mit 974,0 Punkten und einem Zehntelpunkt Rückstand lediglich Silber. Apropos Noten: Was hier in Salt Lake City nicht nur im Eiskunstlaufen, sondern und vor allem auch im Skispringen bei der Benotung ablief, war ein Skandal oder man kann es auch als Betrug bezeichnen. Bereits bei dem Einzelspringen bekam der Schweizer Simon Ammann Noten um 19,0 bzw. 19,5, obwohl er keine Telemark-Landung zustande brachte. Es sei hier noch einmal betont, dass mit Simon Ammann der beste Springer dieser Spiele zweimal verdient gewonnen hat - hierum geht es bei dieser Kritik nicht. Was passierte nun im Mannschaftsspringen? Matti Hautamäki stürzte bei seinem zweiten Sprung noch vor der Auslaufzone, was Punktabzüge von 6-7 Punkten zur Folge hätte haben müssen. Die Punktrichter berücksichtigten dies in keinster Weise und gaben Noten um 19 Punkte. Ein Protest der deutschen Mannschaft wäre, hätte es nicht zu Gold gereicht, aussichtslos gewesen, wie sich im nachhinein herausstellte. Es liegt der Verdacht nahe, dass hier Finnland zum Sieg gewertet werden sollte - diese These wird untermauert durch das bereits oben geschilderte Verhalten der Preisrichter bei den letzten Sprüngen von Ahonen und Schmitt. Was sind das für Machenschaften, die da im Hintergrund ablaufen? Warum lässt man in einer Sportart wie Skispringen, die  bereits durch die erzielten Weiten messbar wäre, auch noch gewisse Preisrichter über das Wohl und Wehe eines Springers bzw. einer Mannschaft mitentscheiden? Fragen, auf die wir keine vernünftigen Antworten geben können!!

Nach den Skispringern mussten in Soldier Hollow zum letzten Mal die so erfolgsverwöhnten deutschen Biathletinnen an den Start - das Staffelrennen stand an. Die deutsche Staffel begann dieses Mal nicht mit Uschi Disl, sondern mit Katrin Apel als Startläuferin. Katrin Apel bewältigte diese Aufgabe zunächst gut und übernahm nach dem Liegendschießen, bei dem sie fehlerfrei blieb, die Führung. Nun stand das Stehendschießen an - für Katrin Apel nicht nur bei diesen Olympischen Spielen ein Problem. Sie ließ zwei Scheiben stehen und schaffte es mit den drei Schuss, die sie nachladen durfte, lediglich, eine weitere Scheibe zu treffen. So musste Katrin Apel zum Entsetzen aller deutschen Wintersportfans in die Strafrunde, welche sie als Zwölftplatzierte wieder verließ. Bis zum Wechsel auf Uschi Disl machte sie immerhin noch sechs Plätze gut und die deutsche Staffel belegte zunächst einmal Rang 6. Uschi Disl lief danach das Rennen ihres Lebens. Im Schießstand musste sie zwar zweimal nachladen, aber auf der Loipe lief sie allen davon. Begünstigt wurde Uschi Disl auch noch durch die schlechte Schießleistung der Russin Galina Kuklewa, welche zweimal in die Strafrunde musste. Somit war der Einminuten-Vorsprung der Russinnen dahin, plötzlich war Deutschland wieder vorne und Uschi Disl übergab sogar einen Vorsprung von 20 Sekunden an Andrea Henkel. Andrea Henkel demonstrierte in ihrem Rennen eindeutig ihre Stärken am Schießstand. Wie ein Uhrwerk absolvierte sie ihre Schießübungen und blieb fehlerfrei, ohne auch nur einmal nachladen zu müssen. Ca. 40 Sekunden Vorsprung für die deutsche Staffel vor Norwegen und Bulgarien war die Folge. Letzte deutsche Läuferin war die Gold- und Silbermedaillengewinnerin Kati Wilhelm. Sie hatte es mit keiner geringeren als mit Liv Grete Poiree (NOR) zu tun. Beim ersten Schießen (liegend) blieben beide Konkurrentinnen fehlerfrei. Kati Wilhelm behielt in etwa ihren Vorsprung von 40 Sekunden bis zum zweiten Schießen (stehend). Beim zweiten Schießen ließ Kati Wilhelm zunächst zwei Scheiben stehen, als auch schon ihre Konkurrentin Liv Grete Poiree am Schießstand neben ihr ankam. Doch Kati Wilhelm behielt die Nerven und "versenkte" die beiden Scheiben mit ihren Nachladern. Da auch Liv Grete Poiree zweimal nachladen musste, war der Sieg der deutschen Staffel vor den Norwegerinnen perfekt. Bronze ging doch noch an Russland. 3xGold und 2xSilber lautet die überragende und nicht für möglich gehaltene Bilanz für die deutschen Biathletinnen bei diesen Spielen - ein Ergebnis, das nicht mehr zu toppen ist.

Die deutschen Curling-Mannschaften haben den Einzug in das Halbfinale nicht geschafft. Die deutschen Damen verloren ihr entscheidendes Spiel, nachdem sie zuvor die britischen Damen besiegt hatten, gegen die Schweiz.

Beim Eishockey musste Deutschland gegen die starken Schweden, die zuvor schon Kanada und Tschechien besiegt hatten, eine 1:7-Niederlage einstecken. Im Viertelfinale trifft Deutschland nun als Gruppenletzter auf den Gruppenersten der anderen Gruppe - kein Geringerer als der Gastgeber USA. Alles andere als eine deutliche Niederlage wäre schon als Überraschung zu werten.

In der Nacht gewannen die Franzosen Marina Anissina/Gwendal Peizeirat im Eistanzen ihr erhofftes Gold. Die Franzosen sind starke und ausdrucksstarke Läufer. Hoffen wir nur, dass der russische Preisrichter sich nicht an die Absprache mit dem französischen Verband erinnert  und sein "Scherflein" zum Sieg der Franzosen beigetragen hat. Es wäre nämlich schade, wenn eine so attraktive Sportart wie Eiskunstlaufen durch solche betrügerischen Machenschaften im Hintergrund, bei denen es einzig und allein um finanzielle Interessen geht, weiter in Verruf geraten würde.

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