Tagebuch 23.09.2000

Olympische Spiele Sydney 2000

Tagebuch 23.09.2000

Den bisher erfolgreichsten Wettkampftag konnte die deutsche Olympiamannschaft am 23.09.2000 verzeichnen. 1xGold, 1xSilber, 5xBronze lautet die Bilanz des heutigen Tages.

Die Medaillenflut für die bisher wahrlich nicht verwöhnten deutschen Sportfans begann bereits mitten in der Nacht MEZ beim Rudern. In den Einer-Wettbewerben der Damen und der Herren gab es jeweils Bronze für den Deutschen Ruder-Verband in Person von Marcel Hacker und Kathrin Rutschow-Stomporowski. Das Einer-Rennen bei den Damen endete kurios, da es ca. 1/4-Stunde dauerte, bis das Zielfoto ausgewertet war, nachdem sich die Weißrussin Ekaterina Karsten und die Bulgarin Rumjana Nejkowa ein totes Rennen geliefert hatten. Letztendlich wurde die Weißrussin mit 1/100-Sekunde zur Siegerin erklärt.
Favorisiert gingen Jana Thieme und die bereits zweifache Olympiasiegerin (1992 und 1996) Kathrin Boron in die Doppelzweier Konkurrenz. Diese Favoritenstellung bestätigten die beiden Ausnahmeruderinnen in eindrucksvoller Manier. Die Konkurrenz hatte zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance, das Rennen gegen Thieme/Boron erfolgreich zu bestreiten. Die beiden Deutschen siegten mit ca. 5 Sekunden Vorsprung.

Beim Wasserspringen wurden in Sydney die ersten Wettbewerbe ausgetragen und im Synchronspringen der Herren vom Turm kamen Jan Hempel und Heiko Meyer auch gleich zur ersten Medaille für den DSV in Form einer Bronzemedaille. Die Synchronwettbewerbe beim Wasserspringen stehen übrigens in Sydney zum ersten Mal auf dem olympischen Programm.

Nachdem die deutschen Degen-Fechter sowohl bei den Damen als auch bei den Herren restlos enttäuscht haben, erfüllten die Florett-Fechter ihr Soll. Die Florett-Mannschaft der Damen in der Besetzung Sabine Bau, Rita König, Gesine Schiel und Monika Weber scheiterten zwar im Halbfinale an Polen, gewannen aber ihr Gefecht um Platz 3 gegen die USA und sicherten somit die Bronzemedaille. Gold ging an Italien, Silber an Polen.

Beim Schwimmen wurden die letzten Wettbewerbe ausgetragen und die viel gescholtenen deutschen Schwimmer bekamen Gelegenheit, die klägliche Bilanz zumindest noch etwas aufzubessern. Die Damen gingen wieder einmal leer aus, aber bei den Herren gab es immerhin noch eine Bronzemedaille über 4x100m Lagen (Stev Theloke, Jens Kruppa, Thomas Rupprath, Torsten Spanneberg). Das deutsche Quartett bot eine hervorragende Leistung und schwamm Europarekord. Die deutschen Herren haben somit ihr Ergebnis von vor 4 Jahren (3 Bronzemedaille) in Sydney mit 2 Bronzemedaillen zumindest annähernd bestätigt, während man über die Leistungen der deutschen Schwimmerinnen am besten den Mantel des Schweigens hüllt. Viel interessanter ist es, sich der niederländischen Super-Schwimmerin Inge de Bruijn zu widmen, die über 50m Freistil ihre 3. Goldmedaille gewann und zum Star dieser Schwimmwettbewerbe avansierte.

Zu den absoluten Höhepunkten der olympischen Spiele zählen die 100m-Läufe in der Leichtathletik. Diese Wettkämpfe gingen heute über die Bühne und Maurice Greene und Marion Jones ließen der Konkurrenz keine Chance. Für die deutschen Leichtathleten gab es die erste große Enttäuschung wegzustecken, denn die mitfavorisierten Hammerwerfer Heinz Weis und Karsten Kobs (Weltmeister 1999) scheiterten bereits in der Qualifikation. Im Speerwerfen sicherte sich abermals der Tscheche Jan Zelezny die Goldmedaille. Seine Saisonbestleistung verbesserte der deutsche Speerwerfer Raymond Hecht um ca. 3m auf über 87m, aber diese gute Leistung reichte, leider zum wiederholten Male für einen deutschen Olympiakämpfer, nur zum 4. Platz.

Im Gewichtheben in der Klasse bis 85kg startete mit Marc Huster eine weitere Medaillenhoffnung der deutschen Mannschaft. Marc Huster ging leicht angeschlagen in die Konkurrenz, ließ sich davon jedoch nicht unterkriegen und brachte es auf eine Zweikampfleistung von 390,0 kg. Dieselbe Last hob auch der Grieche Pyrros Dimas und der Georgier Georgi Asanidze. Sofern Gewichtheber die gleiche Last in die Höhe bringen, hat derjenige Gewichtheber gewonnen, der das geringste Körpergewicht hat. Beim Wiegen wurde festgestellt, dass Marc Huster genau 16 Gramm schwerer ist als Pyrros Dimas. Diese Tatsache kostete Marc Huster die Goldmedaille. Allerdings sollte man konstatieren, dass Marc Huster Silber gewonnen und nicht Gold verloren hat.

Nicht nur beim Schwimmen, sondern auch beim Schießen wurden die letzten Wettbewerbe ausgetragen. Die deutsche Mannschaft blieb ohne Medaille und lieferte das schlechteste Ergebnis seit 1952 ab. Anzumerken bleibt, dass der Präsident des Deutschen Schützen-Bundes mit dem Ergebnis dennoch zufrieden ist. Diese Äußerung zeigt bereits, dass man das wirklich unakzeptable Ergebnis nicht dazu nutzt, die Konsequenzen zu ziehen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Diese Selbstzufriedenheit scheint in manchem der deutschen Verbände gerade zu typisch zu sein. Vielleicht soll diese aber auch nur dazu dienen, von den eigenen Schwächen abzulenken.

Die deutsche Herren-Hockeynationalmannschaft musste im Prestigeduell gegen Olympiasieger Niederlande antreten und lag schnell mit 0 : 2 zurück. Doch die deutsche Mannschaft kämpfte und konnte fast mit dem Halbzeitpfiff zum 2 : 2 durch Uli Moissl ausgleichen. In der 2. Halbzeit hatten noch beide Mannschaften Gelegenheit, das Spiel für sich zu entscheiden, aber letztendlich blieb es beim leistungsgerechten 2 : 2.
Am Ende rissen die deutschen Spieler die Hände nach oben, obwohl der Halbfinaleinzug noch nicht ganz gesichert ist. Der deutschen Mannschaft kommt jedoch entgegen, dass Konkurrent Pakistan gegen Malaysia über ein 2 : 2 nicht hinauskam. Sofern die deutsche Mannschaft ihr letztes Gruppenspiel gegen den Tabellenletzten Großbritannien siegreich bestreitet, ist ihr der Halbfinaleinzug nicht mehr zu nehmen.

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