Tagebuch 22.09.2000

Olympische Spiele Sydney 2000

Tagebuch 22.09.2000

Schlechter bzw. schlimmer kann es nicht mehr kommen, so lautet das sicherlich korrekte Fazit des 7. Wettkampftages aus deutscher Sicht. Waren wir schon in den ersten sechs Wettkampftagen von Medaillen nicht gerade verwöhnt, so mussten wir heute den Höhepunkt, selbstverständlich aus negativer Sicht, erleben.
Die überwältigende Ausbeute am heutigen Tag: 0 Medaillen!!!

"Schuld" daran sind die Bahnradsportler, denn leider wurden die Wettbewerbe in dieser Sportart gestern abgeschlossen, so dass in der einzig erfolgreichen Disziplin keine weiteren Medaillen mehr dazu kommen können.

Viele Sportinteressierte behaupten, dass die Olympischen Spiele erst so richtig beginnen, wenn auch die Leichtahletik-Wettkämpfe starten. So gesehen liegt darin auch die Hoffnung der deutschen Olympiamannschaft, denn noch besteht genügend Zeit, die magere Ausbeute aufzubessern. Die Leichtathletik-Wettbewerbe hatten ihre ersten Finals im 20km Gehen und im Kugelstoßen. Bei den Gehern kam Andreas Erm auf einen hervorragenden 5. Platz, es siegte der polnische Mitfavorit Robert Korzeniowski, nachdem der vermeintliche Sieger Bernardo Segura aus Medxiko wegen unsauberen Gehens disqualifiziert werden musste. Beim Kugelstoß-Wettbewerb war auch Vize-Weltmeister Oliver-Sven Buder am Start, der in dieser Saison nie so richtig in die Gänge kam und lediglich Weiten um 20m erzielen konnte. Vor allem die 3 Amerikaner und der Ukrainer Juri Belonog stießen in diesem Jahr durchweg ca. 2m weiter. Überraschungssieger in diesem Wettbewerb wurde der Finne Arsi Harju vor Adam Nelson und John Godina (beide USA).

Es wird an dieser Stelle bewusst vermieden, zu den Leistungen der deutschen Starter bei den Schwimm-Wettbewerben noch einmal Stellung zu beziehen, da dies an anderer Stelle bereits mehrfach geschehen ist. Somit reicht die Aussage, dass sich auch am vorletzten Tag gegenüber den zurückliegenden Tagen nichts zum Positiven geändert hat. Man kann nur hoffen, dass diese Pleite beim DSV nun endlich dazu genutzt wird, aus den Fehlern zu lernen. Bereits seit den Zeiten eines Michael Groß ist augenscheinlich, dass sich die Funktionäre, hierzu gehören auch diverse Trainer, wichtiger nehmen als die Athleten selber. Dieses Erscheinungsbild zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten 20 Jahre. In Atlanta fielen die Herren Funktionäre eher als fotografierende Touristen auf als dass sie sich bemühten, für die Athleten das Beste zu tun. Nun müssen sich die Verantwortlichen die Frage gefallen lassen, wie es kommt, dass fast alle deutschen Schwimmer bei den Deutschen Meisterschaften weitaus schnellere Zeiten erzielen konnten als bei den olympischen Schwimmwettbewerben? Wurde hier etwa der Saisonhöhepunkt "verwechselt" oder wurde ganz einfach falsch trainiert? Die Antworten auf diese Fragen kann sich jeder Zuschauer und Sportinteressierte selber geben. Ein Blick auf die Ergebnislisten genügt!!
Schaut man auf die Ergebnislisten, was die Niederländerin Inge de Bruijn betrifft, kommt man aus dem Staunen nicht mehr hinaus. Im Halbfinallauf über 50m Freistil stellte die Niederländerin einen weiteren Weltrekord in 24,13s auf.

Aus deutscher Sicht gibt es jedoch auch einige positive Nachrichten, auf die wir uns nun nachfolgend konzentrieren möchten. 9 der 12 deutschen Ruderboote zogen in die Finalläufe ein und zumindest in dieser Sportart besteht die berechtigte Hoffnung, dass es morgen und übermorgen zu Medaillenehren kommt.

Beim Surfen in der Disziplin Mistral hat Amelie Lux vor der letzten Wettfahrt bereits die Silbermedaille sicher. In Führung liegend, kann sie nur noch von der Italienerin Alessandra Sensini abgefangen werden. Die Olympiasiegerin von 1992 Barbara Kendall aus Neuseeland liegt chancenlos auf Platz 3.

Die Routiniers Jörg Ahmann und Axel Hager haben bei den Beach-Volleyballwettbewerben überraschend das Viertelfinale erreicht. Im Viertelfinale steht im Tischtennis (Herren-Einzel) auch Jörg Roßkopf, während TImo Boll im Achtelfinale ausgeschieden ist.

Die überragende Leistung des heutigen Tages und die positive Überraschung dieser Olympischen Spiele lieferte jedoch die Deutsche Handballnationalmannschaft der Herren, die den Goldfavorit Russland in einem mitreißenden Spiel mit 25:23 bezwang. In der Vergangenheit zeigte die deutsche Mannschaft bei großen Turnieren sehr häufig Nervenschwäche, hatte aber auch oftmals geradezu unglaubliches Verletzungspech. Bei diesen Titelkämpfen scheint die deutsche Mannschaft jedoch spielerisch so stark und nervlich so gefestigt zu sein, dass ihr zumindest eine Medaille, wenn nicht sogar der Turniersieg zuzutrauen ist. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die deutsche Mannschaft auftritt, wenn es denn tatsächlich um die Medaillen geht.

Die deutsche Damen-Hockey-Nationalmannschaft kam in ihrem letzten Gruppenspiel gegen den Olympiasieger von 1996 Niederlande lediglich zu einem 2 : 2 - Unentschieden. Nach der Niederlage gegen China war dieses Remis leider zu wenig, die deutsche Mannschaft kann bestenfalls noch den 7. Platz belegen.

Pech hatte die deutsche Volleyballmannschaft der Damen, die Russland etwas unglücklich mit 2 : 3 unterlag.

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