Tagebuch 19.09.2000 |
Olympische Spiele Sydney 2000
Tagebuch 19.09.2000
Das
olympische Motto lautet "Dabeisein ist alles"; unter
diesem Slogan soll der heutige Bericht für das Tagebuch verfasst
werden. Was waren das nicht für tolle Bilder, als der
Startschuss zu einem Vorlauf im Schwimmen, an dem nur drei
Athleten teilnahmen, ertönte. Zwei der Schwimmer sprangen hinein
ins nasse Vergnügen, ein Schwimmer aus Afrika richtete in aller
Ruhe zuerst seine Brille und "tauchte" erst danach ins
Wasser ein. Der Schwimmer aus Afrika mühte sich mehr schlecht
als recht über die 100m Freistil-Strecke und hatte große
Probleme damit, sich über Wasser zu halten. Letztendlich
erreichte er das Ziel in einer nicht bedeutenden Zeit. Der Clou
der ganzen Geschichte aber war, dass die beiden Schwimmer, die
vor unserem Afrikaner ins Wasser gesprungen waren, einen
Fehlstart produzierten und disqualifiziert werden mussten . Der
Sieger war also unter dem tosenden Applaus der Zuschauer und
seiner beiden Betreuer unser Freund aus Afrika. Das sind
Olympische Spiele live, also gibt es doch noch Athleten, für die
"dabei sein alles ist"!!
Hoffen wir, dass auch unsere Schwimmer unter diesem Motto nach Sydney angereist sind. Denn dann kann man vieles vergessen, was hier an Leistungen abgeliefert wurden. Allein es fehlt der Glaube, dass das olympische Motto der Hauptgrund des Erscheinens einiger Schwimmerinnen in Sydney ist. Schwimmerinnen wie Franziska van Almsick, Antje Buschschulte und Sandra Völker kann man sicherlich als Vollprofis bezeichnen. Jeder der Breitensport oder Leistungssport betrieben hat oder noch betreibt, kann auf Grund der Trainingsleistungen sehr genau einschätzen wie sein Leistungsstand ist. Also muss man davon ausgehen, dass gerade auch die genannten Schwimmerinnen sehr genau über ihren Leistungsstand Bescheid wussten. Warum gaben die Schwimmerinnen in den zahlreichen Interviews vor den Wettkämpfen anderslautende Statements ab? Waren es etwa die millionenschweren Werbeverträge, die die Sportlerinnen bewegten, die Öffentlichkeit bei Laune zu halten und in Sydney zu erscheinen, obwohl sie den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit längst überschritten haben bzw. gar nicht mehr willens sind, sich im Training so zu quälen, um im Wettkampf Bestleistungen abrufen zu können?
Vieles
spricht für die gar nicht mehr so olympiawürdige These, dass
die Schwimmerinnen einzig und allein aus monetären Gründen hier
in Sydney auf- bzw. "abgetaucht" sind. Wie anders lässt
es sich erklären, dass eine Antje Buschschulte ein 100m Freistil-Rennen
einfach so sausen lässt oder eine Franziska van Almsick über
200m Schmetterling von 32 Starterinnen immerhin (!!) 4
Schwimmerinnen hinter sich lässt und einen 28. Platz belegt. Bei
letztgenannter Schwimmerin genügt sicherlich schon der
Augenschein, um erkennen zu können, dass sie körperlich nicht
gerade den fitesten Eindruck macht.
Schwimmer wie Ian Thorpe, Pieter van den Hoogenband und Inge de
Bruijn müssen sich nicht schonen, sie gehen in jedem nur möglichen
Rennen an den Start und sie schwimmen immer vorne mit. Dies nur
zum Vergleich zu unseren Schwimmern.
Ian Thorpe führte die australische 4x200m Freistil-Staffel zu
einem weiteren Sieg über die US-Staffel in einer neuen,
fantastischen Weltrekordzeit von 7:07,05Min.
Weiter medaillenlos verliefen die Auftritte unserer Schützen und Fechter. "Außer Tränen nichts gewesen" kann man die Auftritte von Susanne Kiermayer im Doppeltrap-Schießen und der Damen-Degenmannschaft bezeichnenderweise zusammenfassen.
Wären nicht
die Bahnradwettbewerbe ebenfalls olympisch, würde die bisherige
Medaillenausbeute für die deutsche Olympiamannschaft Anlass zur
Tristesse geben. Bereits im Halbfinale zeigte unser Bahnvierer
gegen Frankreich, dass er in sehr guter Form ist. Die Franzosen
hatten nie eine Chance, dieses Rennen zu gewinnen. Die Favoritenbürde
hatte nach dem Halbfinale jedoch der Bahnvierer der Ukraine,
welcher in neuer Weltrekordzeit die mitfavorisierten Briten mit
ca. 1,6 Sek Vorsprung besiegte.
Der deutsche Vierer, in der Besetzung Daniel Becke, Guido Fulst,
Jens Lehmann und Einzel-Olympiasieger Robert Bartko, startete im
Finale furios und hatte bereits nach wenigen Runden die Führung
gegen die Ukraine inne. Der Bahnvierer lief wie geschmiert, der
Vorsprung wurde immer größer und wuchs bis auf ca. 3,8Sek an.
Die Uhr blieb bei genau 3:59,710 Min stehen. Dies bedeutete neuer
Weltrekord. Somit war der deutsche Bahnvierer die erste Nation,
die jemals in diesem Wettbewerb unter 4 Minuten blieb. Die
Voraussetzungen zu dieser Topleistung waren nicht ideal, denn
unser stärkster Fahrer, Robert Bartko, litt an einer akuten Erkältung,
welche ihm auch förmlich anzusehen war. Doch Robert Bartko biss
auf die Zähne und kann bereits jetzt als einer der Top-Leute
dieser Olympischen Spiele bezeichnet werden.
Anja von Rekowski war bei den Judo-Wettbewerben lange auf Medaillenkurs, ehe sie im Halbfinale der späteren französischen Olympiasiegerin Severine Vandenhende etwas umstritten unterlag. Im kleinen Finale um Platz 3 verlor sie dann auch noch gegen Ex-Weltmeisterin Gella Vandecavaye aus Belgien. Dennoch eine gute Leistung der deutschen Olympiastarterin.
Die Damen-Fußball-Nationalmannschaft kam in ihrem 3. Spiel zu ihrem 3. Sieg und bezwang Schweden durch einen Treffer von Ariane Hingst in den Schlussminuten mit 1 : 0. Somit steht die deutsche Mannschaft als Gruppensieger im Halbfinale und trifft dort auf den Zweitplazierten der anderen Gruppe, welche allerdings mit der USA, China und Norwegen hochkarätig besetzt ist.