Tagebuch 18.09.2000 |
Olympische Spiele Sydney 2000
Tagebuch 18.09.2000
Der 3. Wettkampftag stand an und man hoffte, dass im deutschen Olympiateam endlich der Knoten platzen würde. Die Hoffnung jedoch trog. Grundsätzlich sollte man das Ganze nicht zu negativ sehen, doch leider gibt es auch heute nicht sehr viel Positives von der deutschen Mannschaft zu berichten.
Fast schon chronisch zu nennen waren auch am 18.09. wieder die Schwächen in den Disziplinen Schießen, Fechten und Schwimmen, einstmals geradezu Medaillendomänen der Deutschen. Beim Schießen belegte Susanne Kiermayer, in Atlanta 1996 noch mit Silber dekoriert, beim Trap-Wettbewerb einen für sie nicht gerade zufriedenstellenden 5. Platz. Weitere gute Platzierungen waren Fehlanzeige. Im Fechten stand der Degen-Mannschaftswettbewerb der Herren an. Wie auch in den Einzelkonkurenzen war im Viertelfinale Endstation für die Degenmannschaft. Kuba, der spätere Bronzemedaillengewinner, bezwang die deutschen Degenfechter, welche somit ohne Medaille wieder die Heimreise antreten müssen. Es siegte Italien vor Frankreich. Ob die Methoden eines Emil Beck noch zeitgemäß sind, darüber lässt sich sicherlich trefflich streiten. Eines aber kann man Emil Beck nicht absprechen: Dass er fast bei allen großen Wettbewerben seine Schützlinge rechtzeitig in Medaillenform gebracht hat.
Gespannt war man, wie sich vor allem die deutschen Schwimmerinnen am 3. Wettkampftag präsentieren würden. Bereits bei ihrem Staffeleinsatz brachte Franziska van Almsick nicht gerade eine hervorragende Leistung, was für das Einzelrennen über ihre Paradedisziplin 200m Freistil nichts Gutes verhieß. Im Vorlauf über 200m Freistil qualifizierte sie sich zwar für das Halbfinale, schaffte aber nicht die 2 Minuten-Barriere, quasi das "Tor zur Weltklasse". Im Halbfinale war dann nicht unerwartet Endstation für Franziska van Almsick, die über einen 5. Platz in ihrem Lauf und über Gesamtplatz 11 nicht hinauskam. Wortlos verließ sie die Halle in Richtung Olympisches Dorf. Nach all den negativen Geschichten nun aber zu den Lichtblicken der deutschen Mannschaft: Ebenfalls über 200m Freistil qualifizierte sich Kerstin Kielgaß als Zweitplatzierte in ihrem Halbfinallauf souverän für das Finale. Bereits gestern zeigte Stev Theloke über 100m Rücken in seinem Zwischenlauf, das mit ihm nach seinen gesundheitlichen Problemen durchaus zu rechnen ist. Er belegte diese Annahme im Endlauf durch einen 3. Platz hinter Weltrekordler Lenny Krayzelburgh (USA) und Matt Welsh (AUS) und gewann die Bronzemedaille, übrigens die einzige Medaille am heutigen Tag für das deutsche Team.
Im Kanuslalom (Einer-Canadier der Herren und Einer-Kajak der Damen) starteten die deutschen Kanuten sicherlich ebenfalls mit Medaillenchancen, außer Ehrenplätze konnten jedoch die deutschen Starter auch in den Kanuwettbewerben heute nicht viel erben. Stepanka Hilgertova aus Tschechien siegte bei den Damen wie schon 1996 und Tony Estanguet aus Frankreich bei den Herren.
Beim Kunstturn-Mehrkampf der Männer gewann China überraschend vor der Ukraine. Goldfavorit Russland belegte nach einigen Patzern lediglich den 3. Platz.
Der Geländeritt der deutschen Equipe im Military-Reiten glich einem Desaster. Zwei Teilnehmer mussten vom Pferd und somit liegt die deutsche Mannschaft aussichtslos vor dem abschließenden Jagdspringen auf Platz 5.
Bei den Segel-Wettbewerben scheint es für die deutsche Mannschaft gut zu laufen. Nach 4 Wettfahrten führen in der 49er Klasse Marcus Baur/Philipp Barth ebenso wie Amelie Lux beim Mistral-Wettbewerb.
Nach dem Gewinn der Goldmedaille wollte man Robert Bartko heute bei den Bahnradwettbewerben eigentlich schonen. Doch nachdem der Bahnvierer in seinem ersten Rennen in der Besetzung Daniel Becke, Olaf Pollack, Guido Fulst und Jens Lehmann nicht gerade überzeugte und im Viertelfinale dann Gastgeber und Medaillenfavorit Australien der Gegner war, musste Robert Bartko (für Olaf Pollack) doch ans Lenkrad. Zu Beginn des Rennens lag der deutsche Bahnvierer gegen Australien bis zu 8/10-Sekunden im Rückstand, ehe er jedoch immer besser in Tritt kam. Am Ende siegte der deutsche Bahnvierer in neuem olympischen Rekord und steht im Halbfinale, wo es morgen um die Medaillen geht.
Durchwachsene Leistungen gibt es von den Mannschaftswettbewerben zu vermelden. Die Handball-Nationalmannschaft der Herren kam gegen die nicht zu verachtenden, aber in den letzten Jahren kaum in Erscheinung getretenen Südkoreaner erst in den Schlusssekunden durch Christian Schwarzer zu einem 24 : 24-Unentschieden. Christian Schwarzer war der beste Mann auf dem Feld mit insgesamt 10 Treffern.
Die Volleyball-Nationalmannschaft der Damen musste in ihrem 2. Spiel auch die 2. Niederlage einstecken. Die Südkoreanerinnen siegten verdient mit 3 : 0.
Lange tat sich die deutsche Herren-Hockey-Nationalmannschaft gegen Außenseiter Kanada, die im ersten Spiel überraschend gegen Pakistan ein 2 : 2-Unentschieden erreichten, sehr schwer. Neun Miunten vor dem Ende geriet man mit 0 : 1 in Rückstand, doch gelang es noch, in den Schlussminuten den Rückstand in einen 2 : 1-Sieg umzuwandeln. Björn Michel und Ulrich Moissl waren die Torschützen und wahrten somit die weiße Weste für das deutsche Team.
Heute wurde nun auch bekanntgegeben, dass der Leichtathletik-Weltverband IAAF Dieter Baumann wegen des Verdachts von Dopingmißbrauch für zwei Jahre sperrt. Somit wurde die Entscheidung des Rechtsausschusses des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), der Baumann zunächst freigesprochen hatte, korrigiert. An dieser Stelle soll nicht noch ein weiteres Urteil gesprochen werden, doch soviel lässt sich sagen bzw. schreiben: Mit seinem "Aushängeschild" Dieter Baumann ging der DLV wesentlich behutsamer um als zum Beispiel mit den bereits vor ihm positiv getesteten Athletinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer, Susen Tiedtke und Uta Pippig. Denn eines bleibt auf alle Fälle Tatsache: Positiv getestet wurde Dieter Baumann wie auch die Sportlerinnen Krabbe, Breuer, Tiedtke und Pippig. Negiert, jemals mit Dopingmittel in Berührung gekommen zu sein, haben es alle genannten Athleten. Es gab nur ein Unterschied: Dieter Baumann wurde seitens des Rechtsausschusses des DLV geglaubt, den anderen vier Athletinnen nicht. Diese Ungerechtigkeit wurde nun von der IAAF beseitigt.