Tagebuch 17.09.2000

Olympische Spiele Sydney 2000

Tagebuch 17.09.2000

Der 2. Wettkampftag begann für die deutsche Olympiamannschaft wesentlich verheißungsvoller als der 1. Tag, denn im Triathlon-Wettbewerb der Herren gewann Stephan Vuckovic überraschend die Silbermedaille. Wenige Meter vor dem Ziel hatte Vuckovic sogar noch geführt, ehe er von dem Kanadier Simon Whitfield abgefangen wurde. Stephan Vuckovic lieferte einen beherzten Wettkampf. Nach dem Schwimmen noch auf Platz 34 gelegen, kämpfte er sich im anschließenden Radfahren schon auf Platz 17 nach vorne. Im Laufen sammelte er Gegner um Gegner ein und der Olympiasieg schien greifbar nahe, als er sich an die Spitze des Feldes setzte. Doch auch der 2. Platz kann als großer Erfolg gewertet werden.

Im Fechten gab es gegenüber dem 1. Tag nichts Neues. In der ehemaligen Domäne der Deutschen scheiterten auch im Degen-Einzel der Damen Imke Duplitzer und Claudia Bokel vorzeitig. Die Goldmedaille ging an die Ungarin Timea Nagy.

Die Schwimmwettbewerbe sind sicherlich einer der Höhepunkte dieser Olympischen Spiele, was auch die nach wie vor anhaltende Weltrekordflut (7 Weltrekorde in 2 Tagen) unter Beweis stellt. Am 2. Tag stellten Inge de Bruijn (NED) über 100m Schmetterling in 56,61s, Pieter van den Hoogenband (NED) im Halbfinale über 200m Freistil in 1:45,35min und Tom Dolan (USA) über 400m Lagen in 4:11,76min fantastische Weltrekorde auf. Was gibt es Neues über die deutschen Schwimmer/innen? Außer Spesen nichts gewesen, lautet die knappe wenn auch bezeichnende Antwort. Vor den Olympischen Spielen noch großmundig, wollten vor allem die Damen um Sandra Völker, Antje Buschschulte, Franziska von Almsick und Hannah Stockbauer ihren Ankündigungen auch Taten folgen lassen. Doch was gerade die genannten, vermeintlichen Leistungsträgerinnen bisher ablieferten, war eine einzige Enttäuschung. Während Schwimmer anderer Nationen auf den sehr schnellen Bahnen ihre persönliche Bestleistungen steigern, kommen unsere Athleten an die ihrigen Bestzeiten nicht annähernd heran. Das Ausscheiden von Antje Buschschulte und Sandra Völker über 100m Rücken im Halbfinale war schon eine herbe Enttäuschung. Gold-Mitfavoritin und Weltjahresbeste Hannah Stockbauer komplettierte das Debakel der deutschen Schwimm-Mannschaft über 400m Freistil mit einem 6. Platz. Als einzig positive deutsche Ausnahme kann Stev Theloke bezeichnet werden, der als Viertschnellster der Halbfinalläufe ins Finale über 100m Rücken einzog und zum ersten Mal in seiner Karriere unter 55sek schwamm.

Bereits gestern stand fest, dass es heute die erste Goldmedaille für Deutschland geben würde, denn im Radsport (4000m Einzelverfolgung) zogen mit Routinier Jens Lehmann und Robert Bartko zwei Deutsche ins Finale ein. Jens Lehmann hatte den besseren Start, doch schon bald zeigte sich, dass der Berliner Robert Bartko das größere Stehvermögen aufweist. Zug um Zug baute er seinen Vorsprung aus und gewann letztendlich deutlich und verdient die Goldmedaille. Silber ging an Jens Lehmann und Bronze an den australischen Lokalmatador Bradley McGee.

Die deutschen Hockeyspielerinnen bestritten gegen Südafrika ihr 2. Turnierspiel. Während es im 1. Spiel gegen Neuseeland nur zu einem 1 : 1 reichte, besiegte man nun Südafrika verdient mit 2 : 1 durch Tore von Fanny Rinne und Britta Becker, Ehefrau des ZDF-Reporters Johannes B. Kerner. Die große Sensation der Hockey-Wettbewerbe schaffte jedoch Nobody China, der den Olympiasieger von 1996 Niederlande mit 2 : 1 schlug.

Das amerikanische Basketball Dream Team hatte seinen ersten Auftritt und besiegte China mühelos mit 119 : 72.

Die olympischen Spiele haben auch ihren ersten Skandal. Nachdem bereits der dritte rumänische Gewichtheber des Dopings überführt wurde, wurde die ganze Mannschaft nach Hause geschickt. Dies besagt eine Regel der International Weightlifting Federation (IWF). Die erste Goldmedaille, die jemals eine Frau bei olympischen Gewichtheber-Wettbewerben gewann, ging an Isabella Dragneva (BUL), die sich den Titel im Zweikampf in der Klasse bis 48kg sicherte. Der türkische Supergewichtheber Naim Suleymanoglu, Olympiasieger 1988, 1992 und 1996, blieb in seiner Gewichtsklasse ohne gültigen Versuch und schaffte es somit nicht, den vierten Olympiasieg hintereinander zu erringen.

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