Tagebuch 01.10.2000

Olympische Spiele Sydney 2000

Tagebuch 01.10.2000

Die Olympischen Spiele von Sydney 2000 sind mit dem 16. und letzten Wettkampftag zu Ende gegangen. An dieser Stelle soll kein Fazit über die Olympischen Spiele im Allgemeinen und die Leistungen der deutschen Sportler im Besonderen abgegeben werden - dies wird unter einer anderen Rubrik geschehen -, sondern die Ereignisse des letzten Tages sollen hier im Mittelpunkt stehen.

Mit Spannung wartete man auf den 2. Finaltag bei den Kanuten, doch der heftige Sturm machte den Veranstaltern zunächst einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder mussten die Endläufe verschoben werden. Letztendlich dauerte es 6 Stunden, bis die Wettbewerbe, wenn auch unter widrigen Bedingungen, beginnen konnten. Lutz Liwowski, Pechvogel im Halbfinale des Einer-Kajaks über 1000m, als er als heißer Goldfavorit nach einem Fehlstart disqualifiziert werden musste, ging als erster deutscher Hoffnungsträger im Einer-Kajak 500m an den Start. Die kürzere Strecke ist jedoch nicht die Sache des Lutz Liwowski, so dass am Ende lediglich ein 5. Platz heraussprang. Der nächste heiße Medaillenkandidat war der Olympiasieger im Einer-Canadier über 1000m Andreas Dittmer, der nun ebenfalls seine Fähigkeiten über die kürzere 500m-Strecke beweisen musste. Auch für Andreas Dittmer gilt das zu Lutz Liwowski Gesagte, nämlich dass ihm die längere Strecke mehr entgegen kommt. Trotzdem reichte es für Andreas Dittmer hinter dem Olympiasieger György Kolonics (HUN) und dem Silbermedaillengewinner Maxim Opalew (RUS) zu Bronze.

Dass der Deutsche Kanuverband, seine Trainer und Funktionäre in den letzten Jahren die Hausaufgaben im Gegensatz zu anderen deutschen Sportverbänden gemacht haben, zeigte sich im Zweier-Kajak der Herren über 500m, als das junge deutsche Paar Ronald Rauhe/Tim Wieskötter, bereits zweifache Europameister, Bronze gewann.

Der Höhepunkt aus deutscher Sicht war jedoch am letzten Wettkampftag der letzte internationale Auftritt von Birgit Fischer, die im Zweier-Kajak über 500m zusammen mit ihrer jungen, 22jährigen Partnerin Katrin Wagner, welche beim ersten Olympiasieg von Birgit Fischer erst 3 Jahre alt war, noch einmal nach den Sternen greifen wollte. Die deutschen Favoritinnen legten einen fulminanten Start hin und dominierten das Rennen von Beginn an. Kein anderes Boot konnte mithalten und Birgit Fischer/Katrin Wagner paddelten souverän zu ihrem jeweils 2. Olympiasieg bei diesen Spielen. Birgit Fischer hat nun eine ganze Medaillensammlung zu Hause, 7 Goldmedaillen konnte sie im Laufe ihrer 20jährigen Olympialaufbahn erringen. Der Olympiaboykott der DDR 1984 verhinderte sicherlich noch weitere Goldmedaillen.

Beim Finale der Springreiter spielten die deutschen Reiter dieses Mal nur die zweite Geige, denn für Lars Nieberg, Marcus Ehning und Otto Becker blieb zusammen nur der 4. Platz. Im Stechen befanden sich die beiden Niederländer Jeroen Dubbeldam, Albert Voorn sowie überraschend Khaled Al Ei aus Saudi-Arabien. Am Ende setzte sich Jeroen Dubbeldam durch und wurde neuer Olympiasieger im Springreiten. Silber ging an seinen Teamgefährten Albert Voorn, Bronze an Khaled Al Ei.

Die Ungarn schienen in den Mannschaftsfinalspielen einem großen Tag entgegen zu gehen. Zunächst besiegte im Wasserball-Finale Ungarn seinen Erzrivalen Russland mit 13 : 6. Dann machten sich auch die ungarischen Handballerinnen im Finale gegen Dänemark auf, Gold zu gewinnen. Noch weit in die 2. Halbzeit hinein betrug der Vorsprung der Ungarinnen zeitweise 6 Tore. Doch die Däninnen kamen näher und näher, spielten sich in einen Rausch, glichen aus und gewannen das Finale letztendlich noch verdient mit 31 : 27.

Gar nicht meisterlich war die sportliche Leistung und das Auftreten des sogenannten Dream Teams III der USA in den Basketball-Wettbewerben. Schon im Halbfinale gegen den späteren Bronzemedaillengewinner Litauen bedurfte es einer gehörigen Portion Glück, das olympische Basketballfinale zu erreichen. Auch im Finale gegen Außenseiter Frankreich stand das Spiel lange auf der Kippe, ehe doch noch ein 85 : 75 Finalsieg heraussprang. Alles in allem jedoch war der Auftritt dieses Teams im Vergleich zu den beiden Vorgängerteams in Barcelona und Atlanta eine herbe Enttäuschung.

Traditionell enden die Olympischen Wettkämpfe mit dem Marathonlauf der Herren. Dieser wurde ausschließlich von afrikanischen Läufern dominiert. Es siegte der Äthiopier Gezahgne Abera vor dem Kenianer Eric Wainaina und Tesfaye Tola, ebenfalls Äthiopien. Äthiopien war die Überraschung der Leichtathletik-Wettbewerbe in Sydney, denn hinter der USA gab es einen zweiten Platz in der Nationenwertung. Für das afrikanische Land sicherlich ein Riesenerfolg!

Die deutsche Olympiamannschaft sicherte sich letztendlich den 5. Platz in der Gesamt - Nationenwertung, nachdem man in Barcelona noch Dritter war. Das Abschneiden ließ in vielen Bereichen zu wünschen übrig. Hoffen wir auf ein Neues in Athen 2004.

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