Tagebuch 29.09.2000

Olympische Spiele Sydney 2000

Tagebuch 29.09.2000

Die olympischen Spiele von Sydney nähern sich ihrem Ende. Dies wird schonungslos dadurch untermauert, dass heute der 14. Wettkampftag absolviert wurde, an dem 11 Entscheidungen anstanden.

Bei der Leichtathletik gab es heute gleich einige Wettbewerbe, bei denen deutsche Athleten Medaillenhoffnungen auf Grund ihrer bisherigen Saisonleistungen erweckten. Lediglich Außenseiterchancen räumte man im 3000m Hindernis-Endlauf Europameister Damian Kallabis ein, doch selbst diese waren nach dem ersten Hindernis, an dem Kallabis stürzte, bereits zunichte gemacht. Am Ende blieb ein 15. Platz. Es siegten die in dieser Disziplin erfolgsverwöhnten Kenianer mit Reuben Kosgei und Wilson Boit Kipketer.
Im Hammerwerfen wurden zumindest vage Medaillenhoffnungen durch Kirsten Münchows gute Qualifikationsleistung genährt, zumal Goldfavoritin Mihaela Melinte (ROM) bereits zur Qualifikation nicht mehr antreten durfte, weil sie gegen geltende Dopingbestimmungen verstossen hatte. Kirsten Münchow jedoch musste in einem hochklassigen Wettkampf, den die erst 17jährige Polin Kamila Skolinowska mit 71,16m gewann, schon deutschen Rekord mit 69,28m werfen, um die Bronzemedaille zu gewinnen. Endlich einmal eine deutsche Athletin, die beim Saisonhöhepunkt auch ihre beste Leistung abgerufen hat.

Heike Drechsler, die Grande Dame des Weitsprungs, ja sogar der gesamten deutschen Leichtathletik, hatte es gerade noch rechtzeitig vor den Olympischen Spielen geschafft, sich von ihren zahlreichen Verletzungen zu erholen und in Form zu kommen. In der Qualfikation benötigte sie lediglich einen Sprung, um sich für den Vorkampf zu qualifizieren. Schon eine Medaille, egal in welcher Form, wäre die Krönung einer großartigen Karriere einer ebenso großartigen Sportlerin gewesen, denn mit Marion Jones (USA), Tatjana Kotowa (RUS) und Fiona May (ITA) wartete harte Konkurrenz auf Heike Drechsler. Dass Heike Drechsler nicht nur gut in Form war, sondern auch die bei vielen deutschen Olympiateilnehmern so vermisste Nervenstärke besitzt, zeigte sie dann auch im Finale. Sie legte mit 6,99m den weitesten Sprung der gesamten Konkurrenz hin und gewann die Goldmedaille vor Fiona May und Marion Jones, die beide je 6,92m erreichten. Mit dem letzten Sprung hätte Marion Jones Heike Drechsler die Goldmedaille fast noch einmal entrissen, doch ihr weiter Satz, der schätzungseweise ca bis ca. 7,30m ging, war ungültig. Positiv auch der Auftritt von Susen Tiedtke, die in einem starken Feld einen guten 6. Platz belegte.

Beim Stabhochsprung-Wettbewerb hatten wir mit Tim Lobinger, Michael Stolle und Danny Ecker gleich drei heiße Eisen im Feuer, doch Tim Lobinger "versagte" wieder einmal bei einem großen Ereignis und spielte bei der Medaillenvergabe keine Rolle. Danny Ecker scheiterte erst an 5,90m. Der Medaillentraum war jedoch auch für Ecker ausgeträumt, da diese Höhe vier Springer meistern konnten: Die beiden bisher wenig in Erscheinung getretenen Amerikaner Nick Hysong und Lawrence Johnson, der Russe Maxim Tarasow und in seinem letzten Versuch auch Michael Stolle aus Deutschland. Nun wurden 5,96m aufgelegt und auf Grund der meisten Fehlversuche war klar, dass Michael Stolle diese Höhe überspringen musste, um am Ende nicht den bei dieser Olympiade "typisch deutschen" Platz, nämlich Rang 4, zu belegen. Die beiden amerikanischen Springer sowie Maxim Tarasow scheiterten an dieser Höhe bei allen drei Versuchen. Michael Stolle hatte es in seinem letzten Versuch in der Hand, sogar Olympiasieger zu werden, doch für ihn war diese Höhe an diesem Tag zu hoch. So kam es wie es kommen musste, Stolle wurde Vierter, die Medaillen teilten sich die anderen drei 5,90m-Springer in der Reihenfolge Nick Hysong (USA), Lawrence Johnson (USA) und Maxim Tarasow (RUS) auf.

Bei den erstmals im olympischen Programm stehenden Taekwondo-Wettbewerben gewann der gebürtige Marokkaner Faissal Ebnoutalib für Deutschland die Silbermedaille bei der Gewichtsklasse bis 80kg. Erst im Finale unterlag er mit 1 : 3 dem Kubaner Victor Estrada Garilay.

Etwas überraschend gingen heute mit der Entscheidung bei der Gruppe die Wettbewerbe im Synchronschwimmen zu Ende. Nicht so sehr die Tatsache überraschte, dass die russische Gruppe nach dem Sieg beim Duett die Goldmedaille gewann, sondern vielmehr, dass die USA bei beiden Wettbewerben ohne Medaille blieb, nachdem sie diesen Sport bisher souverän dominiert hatten.

Soling-Routinier Jochen Schümann hat im Matchrace-Halbfinale Roy Heiner aus den Niederlanden mit 3 : 1 - Rennen geschlagen und steht morgen im Finale gegen die dänische Olympiasieger-Crew von 1992 um Jesper Bank.

Ebenfalls ins Finale eingezogen ist der Schifferstadter Ringer Alexander Leipold, der in seinem Halbfinalkampf seinen koreanischen Gegner erst kurz vor Schluss mit einer 3er-Wertung besiegen konnte, nachdem er bis zu diesem Zeitpunkt mit 0 : 1 im Rückstand gelegen hatte. Somit wird Deutschland im Ringen wenigstens eine Medaille gewinnen können.

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