Tagebuch 28.09.2000

Olympische Spiele Sydney 2000

Tagebuch 28.09.2000

Der 13. Wettkampftag brachte kein Unglück für die deutsche Olympiamannschaft, denn es gab auch heute einige Medaillengewinner zu feiern. 1xGold, 1xSilber, 3xBronze lautet die Tagesbilanz aus deutscher Sicht.

Bereits mitten in der Nacht begann der Mannschaftswettbewerb der Springreiter, bei dem die deutsche Equipe stets zu den Mitfavoriten zählt. Als weitere Mitfavoriten gingen die Schweiz, Frankreich, Brasilien und Großbritannien an den Start. Als erster deutscher Reiter musste Marcus Ehning auf den Parcours, der durch Regenfälle aufgeweicht worden war und die Bedingungen erschwerte. Marcus Ehning ließ sich hiervon jedoch nicht beirren und absolvierte seinen Ritt fehlerfrei. Gleiches tat ihm Otto Becker als zweiter deutscher Springreiter nach. Nun war der Mannschaftsolympiasieger von 1988 Lars Nieberg mit seinem Pferd Esprit an der Reihe, dieser jedoch hatte 2 Abwürfe und 8 Fehlerpunkte zu verzeichnen. Das Reglement beim Mannschafts-Springreiten besagt, dass die drei besten Reiter eines jeden Durchganges in die Wertung kommen und das Ergebnis des schlechtesten Reiters das Streichresultat liefert. So ruhten die Hoffnungen auf Ludger Beerbaum mit seinem Paratepferd Goldfever, doch leider hatte dieses Paar heute einen schlechten Tag. Ludger Beerbaum produzierte 5 Abwürfe und lieferte somit das Streichresultat für die deutsche Mannschaft. Dennoch lag man nach dem ersten Durchgang zusammen mit Frankreich und der Schweiz an der Spitze mit 8 Fehlerpunkten.

Wie im ersten Durchgang, musste auch im zweiten Durchgang Marcus Ehning als Erster in den Umlauf. Aber er konnte seine fehlerfreie Leistung des 1. Wertungsdurchganges nicht wiederholen und ging mit 7 Fehlerpunkten aus dem Parcours. Nun durfte eigentlich nicht mehr viel passieren, wollte man die Goldmedaille von Atlanta 1996 verteidigen. Otto Becker blieb auch im zweiten Durchgang fehlerfrei und war somit bester deutscher Reiter des heutigen Tages. Selbiges tat ihm Lars Nieberg nach und brachte die deutsche Mannschaft in eine gute Ausgangsposition, denn die Silbermedaille war vor dem letzten Reiter Ludger Beerbaum bereits sicher. Man war gespannt, ob Ludger Beerbaum und sein Pferd Goldfever den vermasselten 1. Durchgang verkraftet hatten. Nicht ganz, lautet die Antwort, denn letztlich blieben für das Paar 8 Fehlerpunkte stehen und beide lieferten erneut das Streichresultat. Die deutsche Reiter-Equipe hatte somit insgesamt 15 Fehlerpunkte stehen und profitierte nun davon, dass Frankreich mit Philippe Rozier nicht fehlerfrei blieb. Deutschland erreichte den Olympiasieg mit einem Fehlerpunkt Vorsprung vor der Schweiz. Um den 3. Platz musste ein Stechen entscheiden, welches Brasilien gegen Frankreich gewann. Die brasilianische Equipe war übrigens in der selben Besetzung wie in Atlanta 1996 angetreten, wo sie ebenfalls Bronze gewann. Für die deutsche Springreiter-Mannschaft war dies bereits der 10. Olympiasieg im Mannschaftsspringen seit Beginn der olympischen Geschichte.

Im Finale des olympischen Tennis-Turnieres lieferte Tommy Haas dem russischen Favoriten Jewgeni Kafelnikow 5 Sätze lang einen beherzten Kampf, um dann doch noch zu verlieren. Dennoch eine großartige Leistung des sympathischen deutschen Tennisspielers, der mit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille wohl den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere feiern kann. Venus Williams gewann bei den Tennis-Wettbewerben nach ihrem Olympiasieg im Einzel zusammen mit ihrer Schwester Serena auch noch den Titel im Doppel.

Im Spiel um Platz 3 musste heute die deutsche Damen-Fußballnationalmannschaft gegen Brasilien antreten, nachdem sie im Halbfinale gegen Norwegen so unglücklich unterlegen war. Doch wie im Gruppenspiel setzte sich nun auch im entscheidenden Match um Bronze das deutsche Team mit 2 : 0 durch. Renate Lingor und Birgit Prinz waren die Torschützinnen. Gratulation zu dieser guten Gesamtleistung, die lediglich durch das unnötige Ausscheiden im Halbfinale gegen Norwegen etwas getrübt wurde. Das Ausscheiden der deutschen Mannschaft wird jedoch im nachhinein relativiert, denn Norwegen schaffte im Finale die Sensation und besiegte den großen Favoriten USA mit 3 : 2 n.V.

Beim Wasserspringen der Damen vom 3m Brett zog die nach dem Vorkampf noch auf Platz 4 liegende Dörte Lindner mit ihrem letzten Sprung an der Russin Pachalina vorbei und sicherte sich Bronze hinter zwei Chinesinnen.

Die Leichtathletikwettbewerbe wurden heute in erster Linie durch den jeweils zweiten Start von Marion Jones und Cathy Freeman geprägt. Beide trafen im 200m Finale aufeinander, wobei sich Cathy Freeman lediglich als Achte für den Endlauf qualifizieren konnte. So war sie denn über die für sie zu kurze Strecke auch chancenlos, eine Medaille zu gewinnen. Ganz anders Marion Jones, die trotz der seelischen Belastungen nach den Dopingenthüllungen um ihren Ehemann und Kugelstoßer Cottrell J. Hunter nie einen Zweifel aufkommen lies, dass nur und einzig allein sie die Siegerin dieses Laufes werden würde. Marion Jones siegte in souveräner Manier deutlich vor Pauline Davis-Thompson aus den Bahamas.
Der Zehnkampf-Wettbewerb ging in seinen 2. Tag und für Frank Busemann lief längst nicht alles nach Plan. Vor allem in seiner einstigen Paradedisziplin 110m Hürden mit einer 14er-Zeit und im Diskuswerfen mit knapp über 33m (ca. 13m Rückstand zur Spitze!) blieb er weit hinter den Erwartungen zurück. Am Ende sprang für den seit Jahren durch Verletzungen geplagten Frank Busemann ein 7. Platz heraus. "König der Athleten" wurde der Este Erki Nool, der im Diskuwerfen zunächst alle 3 Versuche ungültig gewertet bekommen hatte, diese Entscheidung später jedoch wieder revidiert wurde. Den Olympiasieg sicherte er sich erst im abschließenden 1500m Lauf vor Roman Sebrle aus Tschechien und Chris Huffins aus den USA, welcher bis zum 1500m-Lauf noch in Führung gelegen war und letztendlich gerade noch Bronze rettete.
Aus deutscher Sicht setzte man große Hoffnungen auf das Kugelstoßen der Damen und erwartete, dass Astrid Kumbernuss nach Überraschungssieger Nils Schumann die zweite Goldmedaille für den DLV einfahren würde. Die Hoffnungen jedoch erfüllten sich nicht, Astrid Kumbernuss erreichte aber immerhin mit 19,62m den dritten Platz und somit Bronze. Mit ihrem letzten Versuch gewann die Weißrussin Janina Korolschik mit guten 20,56m Gold vor der 36jährigen Russin Larissa Peleschenko.

Zurück zur Ergebniss-Übersicht dieser Sportart