Olympische Spiele der Neuzeit (Winter)

 

Olympische Winterspiele - Squaw Valley 1960

Als die Wahl des IOC am 20. Juni 1955 für die Vergabe der Olympischen Spiele 1960 auf Squaw Valley fiel, war der Aufschrei groß, denn Squaw Valley war im Gegensatz zu Mitbewerber Innsbruck als Wintersportort überhaupt nicht bekannt und außer ein Riesenmodell hatte Squaw Valley zunächst einmal nichts zu bieten.

In früheren Jahrzehnten war Squaw Valley vor allem dadurch bekannt, dass die dort sesshaften Indianer auf ihre Jagdzüge gingen, während sie die Frauen in dem Tal am Lagerfeuer zurückließen und in sehr guter Obhut wussten.

Die Skepsis jedoch verflog relativ schnell, denn die Amerikaner machten sich mit großem Enthusiasmus und mit enormen finanziellen Mitteln unter Zuhilfenahme finanzkräftiger Sponsoren wie Rockefeller, das Spielparadies Reno oder Walt Disney daran, die olympischen Wettkampfstätten zu errichten. Ebenso wurde ein sehr zweckmäßiges und schönes olympisches Dorf erbaut, in dem auch das Rahmenprogramm für die Athleten stimmte. Eigens für dieses Rahmenprogramm kamen ca. 2600 Sänger und 1300 Musiker nach Squaw Valley, um den Athleten nach den Wettkämpfen reichlich Abwechslung zu bieten.

Die Spiele selber hatten wieder großen Sport zu bieten:

Beim alpinen Skisport im Riesenslalom sah es zunächst so aus, als habe der Österreicher Pepi Stiegler vor dem Schweizer Favoriten Roger Staub Gold gewonnen, doch wurde die Zeit von Stiegler aufgrund eines Frühstartes um 9/10-Sekunden korrigiert, so dass der Sieger doch Roger Staub aus der Schweiz hieß.

Die Enttäuschung in Österreich hielt jedoch nicht lange an, gewann doch wenige Tage später der Kitzbüheler Ernst Hinterseer Gold im Slalom. Beim Abfahrtslauf der Herren musste sich Hanspeter Lanig lediglich dem Franzosen Jean Vuarnet geschlagen geben und durfte sich die Silbermedaille umhängen lassen.

Für den größten Triumph im deutschen Lager jedoch sorgte Heidi Biebl mit ihrem Olympiasieg in der Abfahrt, Barbara "Barbi" Henneberger, Freundin von Willy Bogner, gewann Silber im Slalom (Siegerin: Ann Heggtveit aus Kanada).

Beim Eiskunstlaufen kam zum ersten Mal das deutsche "Traumpaar" Marika Kilius/Hans-Jürgen Bäumler zu olympischen Ehren. Hinter dem kanadischen Paar Barbara Wagner/Robert Paul reichte es immerhin zu Silber.

Die nordischen Disziplinen wurden wieder überwiegend von den nordischen Ländern dominiert. So gingen im Skilanglauf der Herren alle Goldmedaillen an eben diese Länder. Bei den Damen gelang es lediglich der Russin Marija Gussakowa, die Phalanx zu durchbrechen und gewann Gold im 10km-Langlauf. Beim Skispringen und in der Nordischen Kombination sollte jedoch die Stunde der Deutschen schlagen: "Brüderlich" teilten sich Athleten aus Ost- und Westdeutschland die Goldmedaillen. Während im Skispringen Helmut Recknagel aus der DDR siegte, gewann in der Nord. Kombination überraschend der Schwarzwälder Postbote Georg Thoma. Thoma war allgemein als glänzender Skispringer, jedoch als relativ schlechter Langläufer bekannt. Nach dem Skispringen in Führung liegend wuchs Thoma über sich hinaus und konnte den norwegischen Favoriten Tormod Knutsen auf Distanz halten.

Auch bei den Eisschnelllauf-Wettbewerben gelang der gesamtdeutschen Mannschaft erneut eine faustdicke Überraschung. Die Ostberlinerin Helga Haase setzte sich gegen die gesamte und hochfavorisierte russische Konkurrenz durch und gewann Gold über 500m. Über 1000m reichte es für Helga Haase zu einer weiteren Medaille (Silber).

Beim Eishockey-Turnier bestritten die Nordamerikaner USA - Kanada das Finale. Der Gastgeber USA setzte sich durch und bekam Gold. Für die erfolgsverwöhnten Kanadier blieb lediglich Silber.

In Squaw Valley nahmen insgesamt 665 Sportler, darunter 144 Damen, teil. Diese verteilten sich auf 30 Nationen. In 27 Wettbewerben wurden olympische Medaillen vergeben. Die Spiele wurden am 18.02.1960 in der Blyth Memorial Arena vom amerikanischen Vize-Präsidenten Richard Nixon feierlich eröffnet. Der Abschluss der Spiele fand am 28.02.1960 ebenfalls in der Blyth Memorial Arena statt. Sprecherin des Olympischen Eides war die spätere Olympiasiegerin im Eiskunstlaufen Carol Heiss, der letzte Fackelträger des Olympischen Feuers war der Olympiasieger von 1952 im Eisschnelllaufen Ken Henry.

Zurück zur Historien-Übersicht dieser Sportart