Olympische Spiele der Neuzeit (Winter)

 

Olympische Winterspiele - Albertville 1992

Wieder einmal wurden Olympische Winterspiele nach 1968 (Grenoble) nach Frankreich vergeben - dieses Mal fiel die Wahl auf Albertville. Wie schon 1968 sollten es jedoch Olympische Spiele der langen Wege werden - lediglich die Eiskunstlauf- und Eisschnelllauf-Wettbewerbe fanden in Albertville statt. Alle anderen Wettkämpfe wurden in nicht weniger als 13 verschiedenen Orten mit zum Teil mehr als 100km Entfernung abgehalten - olympisches Flair konnte deshalb niemals aufkommen, denn es bildeten sich natürlich auch mehrere "Olympische Dörfer".

Die Franzosen gewannen für das Organisationskomitee mit Jean-Claude Killy eine Symbolfigur. Tatsächlich gelang es auch, allein für den Ausbau der Straßen von der Region und der französischen Regierung ca. 1,3 Milliarden DM locker zu machen. Viele der Sportanlagen wurden neu gebaut, obwohl bekannt war, dass nach den Spielen hierfür kaum Verwendung war. Dies rief verständlicherweise viele Umweltschützer auf den Plan.

Zum ersten Mal nach langer Zeit war aufgrund der politischen wende eine gesamtdeutsche Mannschaft am Start und diese sollte die Wintersportfreunde nicht enttäuschen. Der gesamtdeutschen Mannschaft gelang es, den ersten Platz in der Nationenwertung zu belegen.

Besonders erfolgreich war die deutsche Mannschaft in den Biathlon-Wettbewerben. 3xGold war die Ausbeute. Unter anderem siegte die bei den ehem. DDR-Politgrößen und DDR-Funktionären in Ungnade gefallene Antje Misersky über 15km bei den Damen, Mark Kirchner über 10km bei den Herren sowie die Herren-Staffel. Außerdem gab es noch vier Silbermedaillen.

Bei den alpinen Skiwettbewerben wollte "Großmaul" Alberto Tomba seinen Doppelerfolg von Calgary 1988 bestätigen. Im Riesenslalom siegte er auch, doch im abschließenden Slalom-Wettbewerb fand er in dem Norweger Finn Christian Jagge seinen Meister. Für den erfolgsverwöhnten Tomba blieb nur Silber. Erfolgreichste Fahrerin bei den Damen war die Österreicherin Petra Kronberger, für die es im Slalom und in der alpinen Kombination zu Gold reichte. Erstmals aufhorchen ließ "Jungstar" Katja Seizinger, die für den DSV im Super-G mit Bronze die einzige Medaille errang.

Bei den Skilanglaufwettbewerben der Herren war die Dominanz der russischen Langläufer gebrochen. Es reichte nicht einmal zu einer Medaille. Die Goldmedaillen holten ausschließlich die Norweger, die in Björn Dählie mit drei Goldmedaillen ihren überragenden Athleten hatten. Bei den Damen tat es die Russin Ljubow Jegorowa ihrem männlichen Pendant Björn Dählie gleich und gewann ebenfalls drei Goldmedaillen.

Wesentlich verstärkt durch die Athleten aus der ehemaligen DDR gab es im Eisschnelllaufen eine wahre Medaillenflut. Vor der politischen Wende waren deutsche Eisschnellläufer von der Weltklasse so weit entfernt wie der Eiffelturm von China, nun mit den DDR-Athleten war man (ohne eigenes Dazutun!) plötzlich mitten in der Weltklasse vertreten:

Allein 5 der 10 Goldmedaillen wurden von den Eisschnellläufern gewonnen (Uwe-Jens Mey - 500m, Olaf Zinke - 1000m, Jacqueline Börner - 1500m, Gunda Niemann - 3000m und 5000m). Hinzu kamen noch 3 Silber- und 3 Bronzemedaillen.

Bei den Rodel-Wettbewerben konnte im Herrenwettbewerb Georg Hackl seine Leistungen weiter steigern. Nach Silber 1988 in Calgary war nun Gold in Albertville 1992 die Folge. Bei den Doppelsitzern siegten mit Stefan Krauße/Jan Behrendt zwei ehemalige DDR-Rodler.

Das olympische Programm wurde auch bei den Wintersportarten weiter aufgebläht. Erstmals standen Short Track- und Freestyle-Wettbewerbe auf dem Programm. Deutsche Sportler konnten in diesen Sportarten keine Medaillen verbuchen.

Bei den Eishockey-Wettbewerben konnte die deutsche Mannschaft mit ihrem Trainer Ludek Bukac positiv überraschen. Schon der Viertelfinaleinzug konnte jeden zufrieden stellen, doch was die deutsche Mannschaft im Viertelfinale gegen das Mutterland des Eishockeys Kanada um ihren Superstar Eric Lindros bot war allererste Sahne. In der regulären Spielzeit trotzte man Kanada ein 3:3-Unentschieden ab. Auch in der Verlängerung fiel kein Tor und erst im Penalty-Schießen musste sich die deutsche Mannschaft unglücklich geschlagen geben. Es siegte die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, kurz GUS, genannt. Hinter dieser Mannschaft verbergen sich die Splitterstaaten aus der ehemaligen UdSSR.

An den Olympischen Spielen 1992 in Albertville nahmen 1801 Sportler (darunter 488 Frauen) aus 64 Nationen teil. Die Anzahl der Wettbewerbe erhöhte sich auf 57. Als Demonstrationsarten wurde Freestyle, Geschwindigkeitsfahren und Curling vorgestellt. Die Spiele wurden am 08.02.1992 im Parc Olympique vom Präsidenten Francois Mitterrand eröffnet und fanden ihren Abschluss am 23.02.1992, ebenfalls im Parc Olympique, mit einer Ansprache vom IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch.

Sprecherin des Olympischen Eides war für die Athleten die Eiskunstläuferin Surya Bonaly, für die Kampfrichter Pierre Bonat. Letzte Fackelträger der olympischen Flamme waren Michel Platini und Francois-Cyrille Grange.

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