Olympische Spiele der Neuzeit (Winter)

 

Olympische Winterspiele - Sapporo 1972

Auf der 65. IOC-Session am 26.04.1966 wurde Sapporo (Japan) der Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 1972 mit 32 Stimmen (16 Stimmen entfielen auf Banff/Kanada) erteilt. Somit durfte erstmals ein asiatisches Land Olympische Winterspiele ausrichten. Ursprünglich war Sapporo bereits 1940 als Ausrichter Olympischer Winterspiele vorgesehen, aber diese fanden ja bekanntlich nicht statt.

Erneut gingen, wie vier Jahre zuvor, wieder die Diskussionen mit der FIS (Internationaler Skiverband) über den sogenannten Amateurstatus los. Leidtragender war letztendlich Karl Schranz, Ski-Idol aus St. Anton, welcher in Sapporo seine letzte olympische Chance auf Gold nutzen wollte. Schranz war bereits angereist, musste jedoch unverrichteter Dinge wieder abreisen, nachdem das IOC mit 28 : 14 - Stimmen seinen Ausschluss von den olympischen Spielen in Sapporo beschlossen hatte. Grund: Schranz habe es in seinem Heimatland Österreich zugelassen, dass sein Name für werbliche Zwecke in den letzten Jahren benutzt wurde. Schranz wurde von den Österreichern bei seiner Ankunft wie ein Olympiasieger empfangen. Das IOC bezeichnete er als "undemokratische Vereinigung" und dessen Präsidenten Brundage als "Diktator".

Die Spiele in Sapporo gingen auch als Spiele der Überraschungen in die olympische Geschichte ein. Nicht selten waren jedoch die Wettbewerbe vom Wetter/Wind beeinflusst. Beim alpinen Skisport zum Beispiel blieb "Skination" Österreich ohne Goldmedaille und musste sich mit zwei Silbermedaillen und zwei Bronzemedaillen begnügen. Überragend die erst 18jährige Marie-Theres Nadig, die sowohl im Slalom wie auch im Riesenslalom siegreich war und zwar vor der haushohen Favoritin Annemarie-Moser Pröll. Überraschungssieger im Herren-Slalom wurde der Spanier Francisco Fernandez-Ochoa. Für Deutschland hielt die Flaute im alpinen Skisport an, auch 1972 gab es keine Medaille.

Im Skilanglauf der Damen konnte Galina Kulakowa drei Goldmedaillen (5km, 10km, Staffel) auf sich vereinigen. Bei den Skisprung-Wettbewerben gab es ausschließlich Überraschungen und zwar böse für die sieggewohnten Skandinavier, denn in beiden Wettbewerben blieben sie ohne Medaillen: Von der kleinen Schanze siegte der polnische "Ersatzmann" Wojciech Fortuna, von der großen Schanze fielen alle Medaillen an Gastgeberland Japan (Kasaya 1., Konno 2., Aochi 3.).

Bei den Eisschnelllauf-Wettbewerben gab es aus deutscher Sicht wieder einiges zu feiern: Erhard Keller wiederholte seinen Olympiasieg von 1968 und gewann über 500m. Zumindest etwas überraschend tat es ihm die erst 18jährige Monika Pflug aus Inzell bei der Damenkonkurrenz über 500m gleich.

Die Rodel-Wettbewerbe standen ganz im Zeichen der DDR, was dadurch belegt wird, dass acht der neun Medaillen an den Ostteil Deutschlands gingen. Dies schürte wieder einmal Neid unter den anderen Nationen, Betrugsvorwürfe, die allerdings nicht annähernd bewiesen werden konnten, machten die Runde. Vielmehr schuf sich die DDR ein eigenes Institut für Rennsportschlittenbau, in erster Linie hier dürfte das Geheimnis des Erfolges liegen.

Bei den Bob-Wettbewerben bewies Pilot Wolfgang Zimmerer aus der Bundesrepublik eindrucksvoll seine Zugehörigkeit zur absoluten Weltklasse. Den Zweierbob steuerte er zusammen mit Peter Utzschneider zur Goldmedaille, im Viererbob reichte es immerhin noch zu Bronze.

Zum dritten Mal in Folge gewann die Sowjetunion das olympische Eishockey-Turnier. Silber ging dieses Mal an die USA vor der CSSR.

In Sapporo nahmen 1006 Sportler (darunter 206 Damen) aus 35 Nationen teil. 35 Wettbewerbe standen auf dem olympischen Programm. Die Spiele wurden am 03.02.1972 im Makomanai-Eisstadion von Kaiser Hirohito eröffnet. Die Abschlussfeier fand in der Makomanai-Eishalle am 13.02.1972 statt. Der olympische Eid wurde für die Athleten vom Eisschnellläufer Keiichi Suzuki (JAP) und für die Kampfrichter von Fumio Asaki gesprochen. Letzter Fackelträger war der Japaner Hideki Takada.

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