Olympische Spiele der Neuzeit

 

Barcelona 1992

In Barcelona wurde ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt, zum einen waren 9367 Athleten (darunter 2708 Damen) am Start, zum anderen verteilten sich diese Athleten auf sage und schreibe 169 Länder. Dies hängt vor allem mit der Zersplitterung zahlreicher ehemaliger großer Länder zusammen und auch damit, dass es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder olympische Spiele ohne Boykotte waren. Die UdSSR war letztmals in Seoul 1988 am Start. Die Zersplitterung des Landes bewirkte, dass die baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen zum ersten Mal seit 1936 wieder mit eigenen Mannschaften teilnahmen. Für den "Rest der ehem. UdSSR" wurde ein neues "Land" kreiert, die "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten", kurz GUS genannt. Zu dieser Staatengemeinschaft gehörten die Länder Russland, Ukraine, Weißrussland, Kasachstan und Usbekistan.

Nicht nur die UdSSR war 1988 in Seoul letztmalig am Start, auch die DDR stellte nach der Wiedervereinigung keine eigene Mannschaft mehr. Erstmals seit Tokio 1964 nahm wieder eine gesamtdeutsche Mannschaft an Olympischen Spielen teil. Aus dem zerschlagenen Jugoslawien, bei dem zu dieser Zeit auch noch Kriegszustand herrschte, nahmen ebenfalls Olympioniken teil. Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien hatten eigene Mannschaften am Start, das restliche Jugoslawien (Serbien, Mazedonien, Montenegro) wurde als "Unabhängige Olympiateilnehmer" die Genehmigung zur Teilnahme erteilt. Letztlich waren auch Südafrika (erstmals seit 1960) und Kuba (erstmals seit 1980) wieder am Start.

Das olympische Programm erfuhr eine gewaltige Aufblähung - 20 neue Wettbewerbe kamen hinzu, so dass nun in 257 Wettbewerben, verteilt auf 30 Sportarten, olympische Medaillen vergeben wurden. Dem größten Geldgeber der Spiele, der USA, wurde die Referenz erwiesen, dass eine Sportart wie Baseball in den olympischen Kalender Aufnahme fand. Nicht wenige fragten sich, was eine Sportart wie Baseball bei Olympischen Spielen zu suchen hat. Auffällig war, dass wesentlich weniger Dopingfälle ans Licht traten als noch vier Jahre zuvor in Seoul. Ungeklärt ist jedoch die Frage, ob dies daran liegt, dass nun weniger Athleten gedopt haben oder ob die Athleten "bessere, nicht mehr nachweisbare" Mittel entdeckt und eingenommen haben.

Die Olympischen Spiele in Barcelona wurden am 25.07.1992 offiziell von König Juan Carlos I. von Spanien eröffnet. Die letzten Fackelläufer waren der spanische Kanute Herminio Menendez und der Basketballer Juan Antonio San Epifanio. Entzündet wurde das olympische Feuer jedoch von dem körperbehinderten spanischen Bogenschützen Antonio Rebollo mit einem Bogenschuss. Rebollo hatte sich monatelang auf diesen Schuss vorbereitet und verzichtete dafür sogar auf die Teilnahme an den Paralympics. Der Schuss saß, die Überraschung war gelungen. Sprecher des olympischen Eides war für die Athleten der Segler Luis Doreste, für die Kampfrichter der Fußball-Schiedsrichter Eugenio Asencio.

Die Starmannschaft der Olympischen Spiele in Barcelona war sicherlich das Basketball "Dream-Team" der USA. Erstmals schickte die NBA eine Profi-Auswahlmannschaft zu den Spielen, nicht nur irgendeine, sondern die Creme de la Creme. Spieler wie Michael "Air" Jordan, Larry Bird, Karl "The Mailman" Malone oder der HIV-infizierte Magic Johnson konnten sich dafür begeistern, in Barcelona teilzunehmen. Jedes Spiel der Amerikaner war eine Show und Demütigung der Gegner zugleich. Die Amerikaner bewiesen in jedem Spiel ihre Extra-Klasse und dominierten nahezu nach Belieben. Der Olympiasieg für die USA war die einzig logische Konsequenz.

Erfolgreichster Teilnehmer der Spiele von Barcelona war der weißrussische Kunstturner Witali Scherbo, der sechs olympische Goldmedaillen (Mehrkampf- Einzel und Mannschaft, Barren, Pferdsprung, Ringe und Seitpferd) auf sich vereinigen konnte. Aus deutscher Sicht spektakulär war der Olympiasieg von Dieter Baumann in der Leichtathletik über 5000m, der den schier unbezwingbaren Kenianern auf und davonlief und fortan als "weißer Kenianer" bezeichnet wurde. Bemerkenswert auch der Doppelsieg im Tennis durch Boris Becker und Michael Stich. Beide galten nicht gerade als gute Freunde, für eine olympische Goldmedaille jedoch rauften sich die hochbezahlten Tennisprofis zusammen, gewannen und fielen sich in die Arme.

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