Olympische Spiele der Neuzeit

 

Seoul 1988

Die Wahl Seouls als Austragungsort der XXIV. Olympischen Spiele wurde äußerst kontrovers diskutiert, denn erneut musste man mit Boykottandrohungen aus politischen Gründen rechnen. Dass Nordkorea den Spielen fernbleiben würde, war eigentlich schnell klar. Die Frage war nur, welche anderen Länder des Ostblocks diesem Boykott folgen würden, denn sehr viele dieser Länder unterhielten keinerlei diplomatischen Beziehungen zu Südkorea. Die UdSSR konnte sich nach dem Boykott der Spiele 1984 einen weiteren Boykott vermutlich schon deshalb nicht leisten, da der Sport in den kommunistischen Ländern groß geschrieben wurde und ein zweites Fernbleiben hätte auch dem Land geschadet. Mit der Zusage der UdSSR entschlossen sich auch relativ schnell die "Anhängsel" DDR, Ungarn und CSSR zu einer Teilnahme. Nordkorea blieb bei seiner Absage, vor allem auch deshalb, weil das IOC auf die überzogenen Forderungen der Nordkoreaner nicht einging. Nordkorea war angeboten worden, einige Wettbewerbe (Vorrundenbegegnungen in Mannschaftssportarten) im kommunistischen Teil Koreas austragen zu dürfen, aber das war den Nordkoreanern zu wenig. Das IOC gab nicht nach, Nordkorea boykottierte. Als weitere Länder blieben noch Äthiopien, Nicaragua und Kuba den Spielen fern.

Die Eröffnung der XXIV. Olympischen Spiele vereinte die Athleten und Athletinnen aus 159 Ländern (8465 Athleten, darunter 2186 Damen). Die Veranstaltung wurde zu einem farbenfrohen Fest der Harmonie und des Friedens. Entsprechend dem von den Gastgebern gegebenen Motto "Harmonie und Fortschritt" bot man eine prächtige Show, in der die Mythen der koreanischen Geschichte mit dem Ausdruck der modernen Zeit in erstaunlicher Weise zum Einklang gebracht wurden. Es war keine asiatische Variante der Eröffnungsshow von Los Angeles. Viele neue Einfälle überraschten die Gäste. Das Olympische Feuer wurde von drei jungen Sportlern entzündet, die per Lift zur Flammenschale emporschwebten. Übergeben wurde den drei jungen Sportlern die Flacke von dem legendären Marathon-Olympiasieger von 1936 Kee-Chung Sohn, der damals für Japan unter dem Namen Kitei Sohn startete. Der olympische Eid wurde erstmals von einem Pärchen gesprochen - von Son-Mi Na (Handball) und Ho-Jae (Basketball). Für die Kampfrichter sprach der olympische Eid Lee Huk-Jae (Judo). Offiziell eröffnet wurden die Spiele vom Präsidenten Roo Tae-Woo.

Trotz aller Beteuerungen wurden es schließlich doch die befürchteten "Frühstücksspiele". Schon vier Jahre vor Seoul hatten die Organisatoren auf Drängen der US-Fernsehgesellschaft NBC eine Abstimmung des olympischen Zeitplans auf die Wünsche des Fernsehens gefordert. In der Praxis bedeutete das, dass die wichtigsten Entscheidungen in den frühen Morgenstunden koreanischer Zeit ausgetragen werden sollten. Mit einem Honorar von 300 Millionen Dollar wischte Arthur Watson von NBC alle Einwendungen und Bedenken vom Tisch, frei nach dem Motto "wer bezahlt, der bestimmt auch."

Sportlich gesehen waren vor allem die DDR-Schwimmerin Kristin Otto mit 6 Olympiasiegen über 50m Freistil, 100m Freistil, 100m Rücken, 100m Schmetterling, 4x100m Freistil und 4x100m Lagen sowie die amerikanische Sprinterin Florence Griffith-Joyner mit 3 Goldmedaillen (100m, 200m, 4x100m) und einer Silbermedaille (4x400m) die Aushängeschilder der Olympischen Spiele von Seoul. Beiden Athletinnen wurde jedoch schon bald nachgesagt, dass sie diese Leistungen nicht reell, sondern durch Einnahme unerlaubter Mittel sprich Doping erreicht haben. Während Florence Griffith-Joyner relativ früh sterben musste und diese Frage heute nicht mehr beantworten kann, streitet Kristin Otto nach wie vor ab, jemals mit Dopingmittel überhaupt in Berührung gekommen zu sein. Kaum zu glauben, nachdem bewiesen worden ist, dass in der ehemaligen DDR flächendeckend gedopt wurde!! Während bei Kristin Otto und Florence Griffith-Joyner lediglich starke Verdachtsmomente bestehen, wurden andere Athleten in Seoul regelrecht überführt. Den größten Skandal lieferte sicherlich der 100m-Sprinter Ben Johnson aus Kanada, der den 100m-Lauf in neuer, fantastischer Weltrekordzeit gewann, aber nur wenig später disqualifiziert wurde, weil ihm die Einnahme eines Dopingmittels nachgewiesen wurde. Die Bulgaren zogen gar ihre ganze Gewichthebermannschaft zurück, nachdem einer nach dem anderen ebenfalls des Dopings überführt wurde.

 

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