75 Jahre Sachsenring

Motorradsport

75 Jahre Sachsenring

ein Bericht von Rainer Hille, Leipzig.

 

In diesem Jahr (2002) feierte die bekannteste Motorrennstrecke Ostdeutschlands den 75. Geburtstag. Grund genug, einen Rückblick zu geben.

Es war am Himmelfahrtstag im Mai 1927, als der „ Badberg - Viereck - Kurs „ bei Hohenstein  - Ernstthal zum erstem Mal als Rennstrecke genutzt wurde. Nachdem einige behördliche Probleme gelöst wurden, trugen sich 108 Fahrer in die Meldelisten ein.

Trotz Dauerregen harrten 130000 Zuschauer an der Strecke aus und sie wurden nicht enttäuscht. Kurz nach 7.00 Uhr morgens donnerten die Seitenwagen mit über 80 km/h über die damalig 8,5 km lange Strecke. Der erste Rekord wurde in der 500 ccm Klasse mit über 90 km/h erzielt. Die Organisatoren waren sich einig, es wird weitere Rennen geben.

1928 kamen zum Rennen 80000 Zuschauer. Aber dieser Renntag geht als „ Unfallrennen“ in die Geschichte ein. 41 Rennunfälle mit 21 Verletzten erbrachten ein Stopp für weitere Rennen.

Im Jahr 1937 ging es weiter. Nach Auflagen wurde der Kurs sicherer gemacht und aus dem „Badberg - Viereck“ wurde der „ Dreieckkurs Sachsenring“. Leider verunglückte hier der Brite James Guthrie tödlich.

Das zweite Rennen nach dem Krieg im Jahre 1950 brachte die Rekordkulisse von 480000 Besuchern. Diese Zahl wurde nie wieder erreicht. Das waren nun gemischte Renn -veranstaltungen, also Motorrad - und Autorennen an einem Tag und zugleich war dies der einige Gesamtdeutsche Meisterschaftslauf.

Gleich im nächsten Jahr kamen  250000 Zuschauer zum Ring. Da es keine Gesamtdeutschen Meisterschaften mehr gab, fehlten viele Westdeutsche Fahrer. Der Höhepunkt war in der Auto Formel II Klasse, wo der Dessauer Paul Greifzu den Europameister Hans Stuck schlug. 

Interessantes steht im Protokoll zum Rennen 1952.  An der 8,731 km langen Strecke wurden 1500 Strohballen ausgelegt, das war eine Ladung von 15 Eisenbahnwaggons. Sechs Fußgängerbrücken verbanden Innen - und Außenraum. Eine Holztribüne von 240 m Länge wurde am Ziel erbaut ( 14000 Sitzplätze).  56 Großlautsprecher und weitere 35 in die Bäume verlegte Lautsprecher waren intakt  -  und 800 Agitatoren der SED - Kreisleitung wurden zur politischen Aufklärungsarbeit eingesetzt!

Einen Ausflug zu einer anderen Sportart gab es 1960. Hier wurde die Weltmeisterschaft im Straßenradsport entschieden. Nach einer beeindruckenden Leistung gewann  Bernhard Eckstein vor dem legendären „Täve“ Schur.

Die erste Motorrad WM wurde am Sachsenring 1961 gefahren. 200000  Zuschauer feierten den Sieger Ernst Degner auf MZ, welcher der japanischen Übermacht den Auspuff zeigte.

Kuriosität im Jahre 1966. Als in der Schlussrunde die führenden Agostini und Hailwood durch Sturz bzw. Defekt ausfielen, winkte der Rennleiter den Tschechen Stastny  irrtümlich ab, obwohl der noch 1 Runde zu fahren hatte. Die Jury wertete ihm als Sieger!

Unvergessen das Rennen der 250 ccm - Klasse im Jahre 1971. Dieter Braun aus der BRD fuhr vor 250000 Zuschauern zum Sieg. Er wurde begeistert gefeiert. Die Siegerehrung vergesse ich nie, hatte ich doch einen Platz auf der Zieltribüne ergattert. Rings um den Ring wurden während der Hymne die Lautsprecher ausgeschaltet. Im letzten Jahr hatte ich die Gelegenheit, mich dazu mit Dieter Braun zu unterhalten. Es war auch für ihn das Erlebnis seiner großen Rennkarriere.

Das war aber ein Dorn für die SED - Funktionäre. So wurde ab 1973 auf die Austragung der WM verzichtet. Die Fans zog es dafür nach Brünn. Am Sachsenring wurden als Ersatz Rennen um den „Pokal der sozialistischen Länder“ angeboten. Diese im Motorrad - wie auch im Autorennsport. Die Zuschauerzahlen hielten sich nun in Grenzen.1990 kam das Ende für die legendäre Strecke. 3 Tote waren zu beklagen, die Strecke durch die Stadt und zu geringe Auslaufzonen brachten zu wenig Sicherheit.

Die Rennen fanden nun im benachbarten Most statt. Aber 1994 wurde der Bau einer neuen Rennstrecke inklusive des neuen Verkehrssicherheitszentrums beschlossen. Und bereits 1995 fanden wieder Rennen statt.

Vor zwei Jahren wurde nochmals und dabei eine anspruchsvolle Nordkehre gebaut. Gerade auf diesem Streckenteil wird mit vollen Speed gefahren und die Anfahrt bergauf zur berühmten Queckenbergkurve kurz vor dem Ziel ist attraktiv.

Auch wenn die jetzige Rennstrecke nicht mehr mit dem alten Sachsenring zu vergleichen ist, hier ist jetzt alles supermodern und von hoher Sicherheit.

Die Weltmeisterschaft im Motorradrennen und die Autorennen um die DTM sind die jährlichen Höhepunkte auf dem Ring. Die WM wurde bis vorerst 2006 vergeben.

Die jetzige Strecke ist 3704 m lang, hat 10 Links-  und 4 Rechtskurven und die längste Gerade ist 780m lang ( Start / Ziel ). Die Tribünen fassen 100000 Zuschauer

Die Rennen um die WM 2002 sahen insgesamt 170 000 Zuschauer. Das ist die größte Kulisse der letzten Jahre, welche bei Motorradrennen in Deutschland erreicht wurde. Die komplette Weltspitze lieferte sich dramatische Rennen und Sachsens Lokalmatador Steve Jenkner fuhr noch auf dem Zielstrich auf den 3. Platz, was die Massen zum Kochen brachte.

 

Wir danken der Pressestelle des ADAC Sachsen für die Bereitstellung der im Bericht verwendeten Fakten.