Bahnmotorräder

Bahnmotorräder

Wussten Sie schon .............                                                                             von  E. Metzger

 

Dass Bahnmotorräder auf der Geraden bis zu Tempo 180 km/h laufen,  Kolbengeschwindigkeiten fast wie in der Formel 1  erreichen,  mit Methanol als Kraftstoff fahren und wegen besserer Traktion mit nur etwa 0,8 bar Luftdruck im Hinterreifen um die Kurve driften ? 

Nein  ?

Na dann will ich Sie in eine der faszinierendsten, spektakulärsten Motorsportarten einführen :

Ein Bahnmotorrad kommt äußerlich ohne großen Schnickschnack   wie zum Beispiel Bremsen aus, ja selbige sind sogar verboten !  Aber es hat alles, was es zum Fahren braucht. Der Fahrer kann die Geschwindigkeit nur durch den Dreh-Gasgriff  regulieren – die enorme Verdichtung ist ihm dabei hilfreich. Das Querstellen in den Kurven tut sein Übriges .  Ebenso wird auf einen Anlassmechanismus verzichtet – Anschieben  genügt .  Eine Verkleidung zum Schutz der Fahrer wäre wünschenswert, ist aber laut Reglement verboten (Eckdaten sind bei den Solomotorrädern gleich).

Bei den vier momentan allgemein eingesetzten Motorenmarken Jawa, GM, Masek und Godden handelt es sich um luftgekühlte Aggregate mit einer oben liegenden Nockenwelle .  Der Vergaser ist auf  34 mm Durchlass limitiert

Die kleinen und feinen Unterschiede halten die Bahn-Eintöpfe  tief in ihrem Inneren verborgen .

Die Leistungscharakteristik des Motors muss auf jeden Streckentyp – kurzes bis 425mtr. Speedwayoval , Gras oder Sandbahn bis zu 1000mtr. – exakt abgestimmt werden.

Ja ,  Sie lesen richtig .  Die Racer  jagen mit bis zu  180Km/h über losen Untergrund.

Das Hauptinteresse der Konstrukteure gilt den leistungsfördernden Nockenwellen ,  weshalb viele Tuner verschiedene Nockentriebe – evtl. eigener Konstruktion – einsetzen. 

Außerdem ist die Möglichkeit unter bis zu vier Bohrung- und Hubversionen zu wählen: Kurzhub 90:78.5 ,   88:81, oder Quadrat 86:86 und Langhub 85,5:87 mm .

Das Traditionell verwendete und laut Reglement im Bahnsport vorgeschriebene Methanol, erlaubt enorme Verdichtungsverhältnisse und sorgt für eine gute Innenkühlung der thermisch stark belasteten Einzylinder.  Im übrigen ist die hohe Verdichtung für den Kurvendrift  erforderlich, da Methanol im Vergleich zu Leichtbenzin nur Ca  2/3 Joule hat.

 

Dennoch :  Bei beeindruckenden Kolbengeschwindigkeiten von bis zu  31m/sec und Drehzahlen  bis zu 11000 Touren ,  können dem Piloten im Rennen schon mal ganze Gehäuseteile um die Ohren fliegen.  Als relativ Standfest gilt der Kurzhuber, der sich wegen den günstigen Kolbengeschwindigkeiten, besonders für die Langbahn anbietet ,  die den Methanolbetrieb wegen der langen Renndistanz (von bis zu vier Runden) am meisten fordert. Die Leistung eines Solobikes misst am Hinterrad Ca  60 PS, das entspricht etwa 70 PS an der Kurbelwelle. Das Kraftwerk Wird z.Zt. liegend (20° - 35° vH)  in den Rohrrahmen aus Chrommolybdänstahl  eingebaut, der sich in den schnellen Kurvendrifts verwindet. Die Verwindung ist ausdrücklich gewünscht.  Im Speedwaysport wird nur ein sogenanntes Vorgelege (anstelle Getriebe) mit einer Kupplung zum wandeln des Anfahrmoments verwendet.  Bei den langen Distanzen findet ein Getriebe mit 2 Gang Halbautomat Verwendung ; im ersten wird gestartet und im zweiten die Durchläufe gefahren.  Geschaltet wird mit einem Handhebel  neben dem Kupplungshebel bei Volllast und ohne kuppeln. Die Kraftübertragung erfolgt über einen Primärantrieb mittels Kette oder Zahnriemen zur Kupplung, auf das Getriebe und von dort auf das Hinterrad.  Hauptsächlich über das Extrem große Kettenblatt (45 bis 70 Zähne) wird die Übersetzung dem Charakter der Bahn angepasst.  Der Steuerkopf steht mit Ca 67° ungewöhnlich  steil .  Ungewöhnlich auch die Federungstechnik : Die mit Ölbewegungsdämpfer und Gummi-Elementen  gefederte Schwinggabel  ist mittlerweile Standart im Bahnsport. Dieses System funktioniert noch besonders gut bei Fahrwerkstorision (im Gegensatz zu Teleskope); auch schätzen die Fahrer die geringe Massenträgheit dieses Systems, vor allem auf welliger Fahrbahn.

Als besonderes Schmankerl für die Fans gilt die Gespannszene . Atemberaubende „Turnübungen“  des Beifahrers lassen jedes Bahnsportherz höher schlagen. Seit einiger Zeit werden die Gespanne auch mit Motoren  von Serienmotorrädern wie z.B.  Kawa ZXR 750 Motor, angetrieben. Gewiefte Tuner haben dieses Bike auf ca. 150 PS gezüchtet . 

Übrigens : Beim Verbrennen von Methanol (Oxidation) bleibt fast nur Wasserdampf , giftig ist es nur zum Trinken !  Methanol ist Chemisch  CH 3 OH und ungenießbar , hat aber Wassergefährdungsklasse „ 0 „ .   

 

(Anmerkung: Dieser Bericht stammt von Herrn Erwin Metzger; e-mail: erwinmethaun@web.de; sämtliche Rechte verbleiben bei Herrn Metzger; Herr Metzger wie auch sport-komplett.de lehnen jegliche Gewähr für die Richtigkeit ab)