Prolog

Faustball

Das Faustballspiel gehört zu den ältesten Sportarten der Welt. Geschichtlich wurde bereits im Jahre 240 n.Chr. von Gordanius, Kaiser von Rom, das Faustballspiel erwähnt. 1555 schrieb Antonio Scaino die ersten Regeln für einen italienischen Volkssport, dem Ballonspiel. In Deutschland entwickelte sich das Faustballspiel dann als eines der von Friedrich Ludwig Jahn in der Turnbewegung propagierten Turnspiele und wird seit 1893 organisiert betrieben. Hierzulande fand es auch seine größte Verbreitung. Große Beliebtheit erlangte das Faustballspiel auch in den deutschsprachigen europäischen Nachbarländern. Von deutschen Auswanderern wurde das Faustballspiel auch nach Südamerika und Südwestafrika gebracht.

1894 verfasste Georg Heinrich Weber zusammen mit Dr. Heinrich Schnell das erste deutsche Regelwerk, mit dem sich das Gesellschaftsspiel zum Wettkampfsport veränderte. Es entstand ein Parteienspiel mit Wettkampfcharakter, wobei das Spielfeld auf die noch heute gültigen Abmessungen festgelegt wurde. Allerdings musste der Ball so über die Leine gespielt werden, dass er von der gegnerischen Mannschaft problemlos zurück geschlagen werden konnte. Gezählt wurde die Anzahl der geglückten Überschläge. Gewonnen hatte die Mannschaft, welche die meisten gültigen Überschläge erzielen konnte. Bereits 1898 beim 9. Deutschen Turnfest in Hamburg waren die Faustballer mit 32 Männermannschaften und 2 Frauenmanschaften vertreten.

Durch die schnelle Verbreitung des Faustballspiels und die Verbesserung der Spielfertigkeiten wurden auch schnell Veränderungen im Regelwerk notwendig. Vertreten wurde das Faustballspiel zu dieser Zeit vom Zentralausschuss für Volks- und Jugendspiele in Deutschland. Vom technischen Ausschuss dieses Zentralausschusses wurde das Regelwerk ständig den neuen Anforderungen angepasst.

1913 wurden in Leipzig im Rahmen des Deutschen Turnfestes die ersten Deutschen Meisterschaften im Faustball der Männer durchgeführt. 1. Deutscher Meister wurde der LLB Frankfurt. Durch den 1. Weltkrieg wurden von 1914 bis 1920 keine Deutschen Meisterschaften ausgetragen. Nach dem Krieg wurden dann 1921 die 2. Deutschen Meisterschaften im Faustball der Männer sowie die ersten Deutschen Meisterschaften der Frauen und der Männer in einer Altersklasse über 40 Jahre ausgetragen.

1922 wurde das Wertungssystem dahingehend geändert, dass nicht mehr die gültigen Überschläge, sondern die von einer Mannschaft gemachten Fehler gezählt wurden. Damit wurde das Regelwerk den Anforderungen an einen echten Wettkampfsport angepasst. Der Faustballsport hatte bereits viele Anhänger gewonnen und breitete sich rapide aus. Waren es 1922 ca. 7.400 Mannschaften wurden 1939 bereits 20.000 Mannschaften gezählt. Durch den Krieg gab es dann allerdings einen starken Einbruch. Deutsche Meisterschaften wurden in dieser Zeit nur noch bei den Männern ausgetragen. In den Nachkriegsjahren 1945 und 1946 konnte wegen der von den Siegermächten auferlegten Beschränkungen ebenfalls keine Meisterschaften durchgeführt werden.

Ab 1947 war es dann nach der Gründung des Deutschen Arbeitsausschusses Turnen, aus dem dann 1950 der Deutsche Turner-Bund hervorging, wieder möglich, Deutsche Meisterschaften im Faustball durchzuführen. Der Faustballsport entwickelte sich immer mehr zu einem modernen, hochkarätigen Leistungssport. Als Folge dieser Entwicklung wurde 1960 mit der Gründung des Internationalen Faustballverbandes der neue Stellenwert des Faustballspiels im nationalen und internationalen Sportgeschehen unterstrichen.

Mit der Entwicklung der Sportarten änderten sich auch die Strukturen der Führungsgremien des Deutschen Turner-Bundes entsprechend der fachlichen Anforderungen. So wurden dann 1969 für die im Deutschen Turner-Bund wettkampfmäßig betriebenen Sportarten, zu denen auch Faustball gehört, Bundesfachausschüsse eingerichtet. 1990 wurden dann in erneuter Anpassung der Führungsstruktur im Deutschen Turner-Bund für die olympischen Sportarten und die international betriebenen Leistungssportarten die Bundesfachausschüsse in Technische Komitees umgewandelt.

Heute ist Faustball ein moderner Leistungssport, der in zwei getrennten Saisons als Feldfaustball und im Winter als Hallenfaustball gespielt wird. Beginnend mit Kreis-, Gau-, Bezirks-, Landes- und Verbandsligen über 2. Bundesligen zur Bundesliga gibt es in der Männer- und Frauenklasse ein gut durch organisiertes Wettkampfsystem. In den Nachwuchs- sowie in den Seniorenklassen gibt es ebenfalls ein Wettkampfsystem mit Kreis-, Gau-, Bezirks- und teilweise auch Landesligen. In diesem Bereich wird dann über Landesmeisterschaften und Regionalmeisterschaften das Teilnehmerfeld für die jeweiligen Deutschen Meisterschaften ermittelt.

Beim Faustball spielen 2 Teams à 5 Spieler gegeneinander auf einem 50m langen und 20m breiten (Halle 40m lang und 20m breit) Court, der durch eine Markierungslinie und ein Netz mit 2m Höhe in zwei Hälften eingeteilt ist.

Ziel eines jeden Teams ist es, den Ball über das Netz zu schlagen und ihn so zu platzieren, dass der Gegner ihn nicht erreichen kann. Im Gegensatz zum Volleyball darf der Ball beim Faustball jedoch einmal auf dem Boden aufspringen.

Jeder Fehler, den eine Mannschaft macht, zählt als Punkt für den Gegner. Somit kann im Gegensatz zum Volleyball auch die Mannschaft punkten, die nicht gerade das Aufschlagsrecht hat.

Es wird in der Regel auf zwei Gewinnsätze, zum Teil auch auf drei Gewinnsätze, gespielt. Gewonnen hat eine Mannschaft einen Satz, wenn 20 Punkte erreicht worden sind, wobei man 2 Punkte Vorsprung haben muss. Sollte dies nicht der Fall sein, ist eine "Verlängerung" bis 25 Punkte möglich.

Faustball wird auch international gespielt. Dem

Internationalen Faustball-Verband
Heltorfer Mark 134
40489 Düsseldorf

gehören derzeit 13 Nationen an (Aus Europa: Dänemark, Deutschland, Italien, Tschechien, Österreich und die Schweiz; aus Südamerika: Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay; aus Afrika: Namibia; 1999 wurden als neue Mitglieder die USA und Japan im IFV aufgenommen). Als Partnerländer sind dem IFV angeschlossen: Griechenland, Malta, Mexiko, Polen, Spanien, Taiwan, Ukraine und Ungarn.

International besteht ebenfalls wie national ein komplettes Wettkampfangebot für Männer, Frauen, Junioren und Jugend.

Folgende Wettbewerbe werden durchgeführt:

- Wettbewerbe für Nationalmannschaften:

Nationenpokal - Feld und Halle (Herren, Damen, Junioren und Jugend)
Kontinentalmeisterschaften - Feld (Herren, Damen, Junioren und Jugend)
Weltmeisterschaften - Feld (Herren und Damen)
World Games - Feld (Herren)

- Wettbewerbe für Vereinsmannschaften:

Weltpokal - Feld (Herren und Damen)
Europapokal - Feld und Halle (Herren und Damen)
IFV-Pokal - Feld und Halle (Herren)

Die Weltmeisterschaften wurden zumeist von den deutschen Nationalmannschaften dominiert, wobei bei den Herren der Weltmeister 1999 allerdings Brasilien hieß.

Faustball fand bisher keine Berücksichtigung im olympischen Programm.

(Quelle: Ein herzliches Dankeschön sagen wir dem ehemaligen TK-Vorsitzenden der Abteilung Faustball im DTB, Herrn Lothar Baade, der nicht nur diesen Prolog zur Verfügung gestellt hat, sondern von dem auch zahlreiche, auf unseren Seiten veröffentlichte Statistiken aus dem Bereich Faustball stammen).